UX Designer/in gesucht – Stellenbesetzung aus Arbeitgebersicht

Der Stellenmarkt für UX Designer, UI Designer und Interaktionsgestalter wirkt momentan wie der Hamburger Fischmarkt um 10 Uhr – ziemlich leer gefegt und dazwischen viele Headhunter, die nach Schätzen fischen. Für UX Designer/innen sind das natürlich tolle Bedingungen. Man stellt sich nur auf den Markt, ruft, dass man UX Designer ist und schwupps fliegen einem die Stellen nur so zu. Für Arbeitgeber ist es nicht so schön. Man kann sich nicht mehr darauf konzentrieren aus den eingehenden Bewerbungen die Besten herauszufinden – was schon schwer genug ist. Man muss erstmal dafür sorgen, dass überhaupt Bewerbungen eingehen. Ein Patentrezept hierfür habe ich leider noch nicht gefunden. Ich bin in der Vergangenheit mit der Bewerbung meiner offenen Stellen über soziale Medien, persönliche Kontakte, Stellenanzeigen auf den richtigen Internetseiten (z.B. Usability Blogs, Portale für Gestalter und Mediengestalter) und Konferenzen sowie Werbung im Rahmen von Vorträgen an Hochschulen ganz gut gefahren. Aber einfach ist es auch damit nicht.
Hat man es dann geschafft, dass Bewerbungen eingegangen sind, wird es kniffelig. Anders als in klassischen Berufen kann man die Fähigkeiten von UX Designer/innen nicht anhand von Zeugnissen beurteilen, da Gestaltung eine sehr subjektive Angelegenheit ist. Da kann es passieren, dass eine Arbeit vom Professor oder Ausbilder aus ästhetischen Gründen ziemlich gut bewertet wird, obwohl die Gestaltung aus Anwendersicht eigentlich schlecht ist – oder umgekehrt. Die einzige Möglichkeit die gestalterischen Fähigkeiten, das Talent und die Erfahrungen eines/r Bewerbers/in einzuschätzen ist es, gestalterische Arbeitsproben anzuschauen und durchzusprechen.
Da User Experience Design oft Teamarbeit ist, fällt es bei der Durchsprache entsprechend schwer zu erkennen, welchen Anteil ein/e Bewerber/in an einer gestalterischen Arbeit tatsächlich hatte. Daher empfiehlt es sich eine Bewerbungsaufgabe zu stellen, bei der die Bewerber einen gestalterischen Entwurf für einen praxisnahen Anwendungsfall erstellen. Natürlich sind solche Bewerbungsaufgaben nicht sonderlich beliebt. Zum einen bedeuten sie für den/die Bewerber/in Aufwand, bei dem unklar ist, ob er sich lohnen wird. Zum anderen soll es schon vorgekommen sein, dass Arbeitgeber Bewerbungsaufgaben genutzt haben, um kostenlos an Gestaltungsentwürfe zu kommen. Die Bewerbungsaufgabe sollte daher so gestellt werden, dass sie vom Aufwand her nicht zu umfangreich ist. Außerdem muss seitens des Arbeitgebers sichergestellt sein, dass die Ergebnisse nur für die Bewerbung verwendet werden.
Aber wonach schaut man denn nun, wenn man Arbeitsproben oder Bewerbungsaufgaben durchspricht? Grundsätzlich machen einen guten Designer aus meiner Sicht die Erfahrungen, die Freude am Ausprobieren und am Neuen, das gestalterische Fachwissen, die kommunikativen Fähigkeiten und das gestalterische Talent aus. Im Detail sind mir bei Bewerbungen folgende Punkte wichtig:
* Kennt die gestalterischen und wahrnehmungspsychologische Grundlagen und wendet sie an,
* Ist Experte in den wichtigen Gestaltungswerkzeugen für Entwurf, Visualisierung und Umsetzung,
* Kann Ideen schnell und verständlich visualisieren – auch mit einfachen Mitteln,
* Kann Ideen, Entwürfe, Konzepte usw. überzeugend und mitreißend kommunizieren,
* Richtet gestalterische Lösungen nicht auf den eigenen Geschmack sondern auf die Bedürfnisse der Kunden aus,
* Versteht unter guter Gestaltung nicht nur eine hohe Ästhetik und Emotionen, sondern auch Ergonomie,
* Kann mit Entwicklern gemeinsam Lösungen umsetzen – sprich: versteht Programmcode soweit um zu wissen, was machbar ist.
* Bildet sich ständig weiter (auf Konferenzen, durch Blogs, usw.) und teilt das Wissen gern.

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