MuC-UP12: Driven to distraction

Giles Colborne (cxpartners) eröffnet den 2. Tag der Mensch und Computer/UP12 mit einer großartigen Keynote zum Thema “driven to distraction”.
Ausgangspunkt seines Vortrages war der große Netzwerkausfall bei BlackBerry. Dies war nicht nur ein Albtraum für BlackBerry sondern führte auch zu einer starken Verringerung von Verkehrsunfällen.

BlackBerrys network failure saved lives.

Dies führte ihn zu der Erkenntnis, dass wir von unseren Geräten sehr stark abgelenkt werden und diese Ablenkung auch schädlich für uns sein kann.

All computers are trying to distract us.

Wir bilden uns ja gern ein, dass wir dieser Situation mit Multitasking-Fähigkeiten begegnen können. Gerade in jüngeren Generationen ist der Glaube verbreitet, dass Menschen mehrere Aufgaben gleichzeitig bearbeiten können. Aber diverse Studien zeigen:

You can’t multitask.

Menschen können nicht mehrere Aufgaben gleichzeitig bearbeiten. Sie wechseln nur sehr schnell zwischen einzelnen Aufgaben, die sequentiell bearbeitet werden. Je schneller und öfter das passiert, um so stärker werden Fähigkeiten des Gehirns eingeschränkt.
Wir leiden daran, dass wir immer mehr durch triviale Informationen abgelenkt werden. Hauptgrund für diese Entwicklung ist, dass sich Aufmerksamkeit zu einer sehr attraktiven Währung für Unternehmen entwickelt hat. Er empfindet diese Entwicklung jedoch nicht vorteilhaft und vergleicht sie mit Krankheiten, wie z.B. Attention deficit hyperactivity disorder.
Eine Möglichkeit dieser Situation zu begegnen, wären Ideen wie “The Isolator” von Hugo Gernsback:


Quelle: greatdisorder.blogspot.de

Es ist jedoch offensichtlich, dass dieser Vorschlag eher albern als nützlich ist. Als Lösungsweg sieht er die bessere Unterstützung von Konzentration durch die Produktgestaltung. Dazu schlägt er folgendes “Kochrezept” vor:
* Ablenkung minimieren: Setze die Standardeinstellung für alle Alarme und Benachrichtigungen in Deinem User Interface auf aus. Setze auf Fullscreen Apps.
* Fokus: Unterstütze Deine Anwender dabei sich auf das Wichtige zu fokussieren.
* Motivation steigern: Motivieren Deine Anwender dadurch, dass sie mit jeder Benutzung Deines User Interfaces immer ein kleines bisschen besser werden.
* Druck minimieren: Schaffe einfache Auswahlmöglichkeiten, die sich später leicht ändern bzw. rückgängig machen lassen.
* Wiedereinstieg erleichtern: Helfe den Anwendern dabei ihre Interaktion auf Deinem User Interface einfach fortzusetzen, wenn sie unterbrochen wurden.
Er plädiert dafür, die Produktgestaltung nicht unbedacht auf das Anziehen von Aufmerksamkeit, sondern als erstes auf den Nutzungskontext auszurichten und Möglichkeiten zu schaffen, dass sich das Produkt in diesen einfach einfügen lässt.
Kontext ist für ihn aber keine einfach erfassbare und messbare Information. Kontext ist etwas, was sich aus dem sozialen Umfeld ergibt und sich ständig verändert.

Context is something that happens between people.

Wir müssen uns bewusst werden, dass wir den Kontext nicht im Detail kennen und sich dieser ständig verändert. Wir sollten daher danach streben, User Interfaces mit Auswahlmöglichkeiten auszustatten, die es dem Anwender ermöglichen, das Produkt oder die Interaktion dem aktuellen Kontext anzupassen.
Er beendet seinen Vortrag mit dem Aufruf: Es ist an uns Designer und UX Pros, die ständige Ablenkung zu minimieren, weil sie schädlich für uns Menschen ist. Wenn wir nichts tun, wird es zwangsweise in Regelungen und Gesetzen enden. Wir sollten dieses Problem annehmen und dafür kreative Lösungen schaffen.

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