Performance ist nicht objektiv messbar

Die Geschwindigkeit bzw. Performance einer Anwendung wird in Zeiten von Touch UIs immer wichtig. Grundsätzlich gilt: Je schneller, desto besser – so lange der Anwender sieht, was passiert.

Mit der Bewertung der Performance einer Anwendung ist es hingegen nicht ganz so einfach. In der Regel bewerten Entwicklungsteam und Anwender die Performance eine Anwendung aus unterschiedlichen Sichten: Entwicklungsteams versuchen anhand von Messwerten zu einer objektiven Einschätzung zu kommen. Anwender bewertet subjektiv anhand des eigenen Erlebnisses.

Leider gibt es zwischen objektiver Messung und subjektiver Einschätzung gravierende Unterschiede. Betrachtet man die durch den Anwender erlebte Performance (subjektive Performance) genauer, zeigt sich, dass sie sich aus 3 Teilen zusammensetzt: Reaktionszeit, Bearbeitungsdauer und Planung der weiteren Interaktion.

Die Reaktionszeit ist dabei die Zeitdauer, die eine Anwendung benötigt, um auf die Eingabe des Anwenders zu reagieren. Die Reaktion kann dabei entweder das direkte Ausführen der gewünschten Aktion oder ein Systemfeedback über die zu erwartende Bearbeitungszeit sein. Die Reaktionszeit ist das, worauf bei der Entwicklung häufig am meisten geachtet wird. Sie macht aber einen kleinen Teil der subjektiv erlebten Performance aus. Für das subjektive Erlebnis spielt die Bearbeitungsdauer eine große Rolle. Diese beschreibt die Dauer, die Anwender und Anwendung benötigen, um eine Arbeitsaufgaben zu bearbeiten und abzuschließen. Schlussendlich muss bei der Bewertung der Performance auch die Zeit betrachtet werden, die ein Anwender zur Planung der weiteren Interaktionsschritte benötigt.

Fazit: Wenn es bei der Entwicklung darum geht, die Performance zu bewerten, reicht es nicht, nur die Reaktionszeit zu messen. Es ist sinnvoll zusätzlich die Bearbeitungszeit zu analysieren, da sie einen nicht unerheblichen Anteil an der subjektiv erlebten Performance ausmacht. Da Bearbeitungszeiten von Anwender zu Anwender und von Nutzungskontext zu Nutzungskontext variieren, ist es hilfreich Analyseverfahren zu verwenden, bei denen die wenig kontrollierbaren Kontexteigenschaften (z.B. Nutzungserfahrung, Störungen, …) ausgeblendet werden können. Empfehlenswert sind GOMS-Analysen. Mit diesen lassen sich die reinen Bedienzeiten – also die Zeiten, die ein geübter und fachkundiger Anwender ohne Störungen benötigt, um die zu untersuchende Arbeitsaufgabe zu bearbeiten. GOMS-Analysen haben den Ruf aufwändig und schwierig zu sein. Daher setze ich für diese Analysen Hilfsmittel, wie z.B. das CogTool, ein.

Siehe auch

CogTool – Carnegie Mellon University

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