Empathie und die Gestaltung des Internet of Things

Ich bin davon überzeugt, dass das Internet of Things (IoT) erst dann richtig erfolgreich wird, wenn die Geräte umfänglich erkennen und interpretieren können, was wir Anwender wirklich wollen, fühlen und brauchen. Erst dann können sie wirklich einen Nutzen stiften, der deutlich über Funktionen wie “Hey, ich kann das Licht über mein Handy anmachen.” oder “Super, jetzt kann ich aus dem Urlaub meine Jalousien auf- und zumachen.” hinausgeht. IoT-Geräte sollten unsere Motive, Emotionen, Bedürfnisse und Persönlichkeit erkennen und interpretieren können … zumindest teilweise.

“Ich glaube, dass Smart Homes erst dann erfolgreich werden, wenn sie empathisch sind.” – Internet of Things-Vordenker Sascha Wolter

Jetzt frage ich mich nur, wie einfühlsam und emotional IoT-Geräte auf Basis dieser Erkenntnisse reagieren sollten. Ich mach da mal ein Beispiel: Wenn mir ein Mensch unter 4 Augen und mit größtem Feingefühl versuchen würde zu sagen, dass ich mich viel weniger als früher bewege und sehr zugenommen hätte, dann wäre das sicher ein sehr interessantes Gespräch für beide Seiten. Je nachdem löst das Gespräch bei mir entweder Betroffenheit, Gleichgültigkeit oder aber Verärgerung aus.

Ganz anders bei meinen mit Sensoren bepackten IoT-Gadgets. Meine wenig empathische Waage begrüßt mich über mein Handy mit sachlichen Hinweisen, wie “Du hast 1,5 kg zugenommen.” oder mit unsensiblen Ansagen, wie “Nur 2407 Schritte? Dies war der Tag mit der geringsten Aktivität in den letzten 14 Tagen.”. Bin ich meinem Handy böse? Nein, immerhin habe ich es ja gekauft und so eingestellt.

Die gleiche Situation, aber unterschiedliche Erlebnisse auf meiner Seite. Woran liegt das? Liegt das vielleicht daran, dass ich bei der Maschine davon ausgehe, dass sie völlig ohne Emotionen und mit wenig Empathie sachliche Hinweise gibt … ganz egal, ob ich das gerade hören will? Ich weiß ja, dass sie es nicht besser weiß.

Was aber, wenn ich weiß, dass die Maschine – wie ein Mensch – genau erkennen kann, wann und wie sie mich mit einer solchen Information verletzen oder helfen kann? Was, wenn ich weiß, dass sich die Maschine sorgfältig überlegt, wann sie mir diese Information gibt? Werde ich dann, wie bei einem Menschen anfangen zu überlegen, ob es die von mir gekaufte und konfigurierte Maschine noch gut mit mir meint oder ob sie doch üble Hintergedanken hat? Werde ich dann doch böse mit ihr sein und ist das dann ein Garantiefall?

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