UXSS 2015: Design-Driven Innovation: The Case of Harmony

Klaus Kaasgaard (VP Experience Deisgn von Intuit) eröffnete den zweiten Tag des UX Strategies Summit mit einer Case Study zum Redesign ihrer klassischen Desktop-Software QuickBook in den letzen 3 Jahren. Das Projekt, genannt Harmony, war notwendig, damit Intuit den dringend notwendigen Wandel in Richtung Cloud-Software einschlagen konnte. Intuit hatte mit seinen Businessprodukten, wie Quicken, QuickBook u.s.w. die Desktop-Welt dominiert. Mint.com machte ihnen aber vor, dass sie den Anschluss in der Cloud-Welt verloren hatten. Sie merkten, dass das Wachstum stagnierte. Aus diesem Grund kauften sie Mint.com und veränderten ihre strategischen Ziele. Diese sind heute:

  • Being a Great Product & Network Effects-Platform Company: Intuit wechselt von produktorientierten Geschäftsmodell hin zu einem plattformorientierten. Grundidee davon ist es, das Wachstum durch eine externe Entwicklercommunity zu fördern.
  • Accelerating Growth Through Cloud-Driven Global Services: Weiterhin sollte das Wachstum auch durch die Erschließung neuer Märkte beschleunigt werden.
  • Reimagining User Experience in a Mobile First World: Die Veränderungen bei den Endgeräten bei Konsumenten und kleinen Unternehmen sollten durch eine auf mobile Geräte fokussierte Produktgestaltung adressiert werden.
  • Capitalizing on Data to Create Delight and Drive Growth: Heute sind es die Daten und nicht mehr die Werkzeuge, die wertvoll sind. Daher veränderte Intuit auch hier sein Geschäftsmodell.

Intuit sieht sich selbst als innovationsgetriebenes Unternehmen mit einem sehr anwenderortientierten Entwicklungsvorgehen. So beziehen sie seit vielen Jahren Anwender durch Feldbesuche vor Ort und Prototyping in die Entwicklung ein.

We strive to create an entrepreneurial environment where small teams innovate to delight customers.

Dies spiegelt sich auch in den Metriken wieder, die Intuit verwendet, um den Erfolg von Produkten zu messen. Diese sogenannten SUCCESSion Metrics beginnen nämlich nicht etwa bei finanziellen Kennzahlen, sondern Kennzahlen zu den Kunden. 

 

Trotz der ganzen Anstrengungen leiden sie aber an den typischen Krankheiten von großen Herstellern von Businesssoftware: Uneinheitlichkeit, Inkonsistenzen, Komplexität und isolierte Produkte ohne Integration. Die Eigenschaften der historisch gewachsenen Organisationsstrukturen der Unternehmen und die technischen Unzulänglichkeiten der UI Technologie werden in den Produkten direkt spürbar. Das Projekt Harmony ist daher nicht nur ein Designprojekt, sondern auch ein Change-Projekt. Die Ziele des Projektes waren:

  • Skalierbares UI Framework mit Services und Infrastruktur, welches ein moderne Produktgestaltung ermöglicht.
  • UI Patterns, die zu konsistenten Interkationen in allen Produkten führen.
  • Kulturelle Veränderung: Mitarbeiter sollen lernen, dass sie nicht mehr an einem Produkt, sondern an einem Ökosystem arbeiten. Aus Anwendungsdesignern sollen Systemdesigner werden.

Um diese Ziele zu erreichen vereinbarten sie im Unternehmen folgende Prinzipien:

  • Intuit’s core products will work together: Jede Anwendung kann der Türöffner zum Ökosystem sein. daher müssen alle Anwendungen eine gleich gute und konsistente Gestaltung haben.
  • When there are common jobs or tasks acrossp roducts, Intuit will use common designs and components: Die definierten UI Patterns sind zwingend zu verwenden.
  • Share data across teams: Teams müssen Informationen zu ihrer Arbeit offen teilen und ihre Produkte bzw. Services so bauen, dass sie von anderen Produkten des Ökosystems verwendet werden können.

Das Harmony-Designsystem besteht aus einer grundlegenden Informationsarchitektur, Bedienelementen und Patterns sowie visuellen Gesaltungsmerkmalen wie einem Gestaltungsstil, Farben und Infografiken. 

 
Das Designsystem ist dabei so ausgelegt, dass Entwickler die Umsetzung von funktionalen Masken ohne den Einbezug von Designer vornehmen können. UI Patterns liegen in Form von CSS und HTML bzw. JavaScript-Codeschnipseln vor. Das führte zu einer Veränderung der Arbeit der Designer. Anstatt sich wie bisher um die gestalterische Umsetzung der Masken zu kümmern, liegt ihr Hauptaugenmerk heut auf Innovation und Emotional Design. Sie bringen sich daher gezielt in wenige Projekte ein, um diese beiden Aspekte voranzutreiben.

Es gab in seinem Vortrag auch ein großes Aber: So gut sich das Harmony Designsystem auch anfühlt, der organisatorische Wandel in Richtung Systemdenken ist auch bei Intuit nach 3 Jahren noch nicht abgeschlossen.  

Noch eine Anmerkung am Rande: Intuit selbst ist mit ca. 8.000 Mitarbeitern eines der größeren Unternehmen der Branchen. Im Vergleich dazu scheint sich das Harmony Designsystem aber nur auf einen kleinen Teil der Produktpalette zu beziehen.

Mein Fazit: Auch wenn Klaus Kaasgaard verständlicherweise nicht zu sehr ins Detail gehen konnte, so nehme ich doch ein paar Inspirationen aus diesem Vortrag mit. Genau deshalb bin ich hergekommen. Vielen Dank. 🙂

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