CHI 2008: Branding the Feel, Applying Standards to Enable a Uniform User Experience

Sehr sehr spannend fand ich die Diskussionsrunde mit Everett McKay (Microsoft), Ty Lettau (Adobe), Jonathan Arnowitz (Google) und Michael Arent (SAP) zum Thema User Interface (UI)/User Experience (UX) Standards.
Im ersten Teil der Diskussionsrunden hatte jeder der vier Referenten die Gelegenheit die Rolle und die Implementierung von UI Richtlinien in seinem Unternehmen vorzustellen. McKay (Microsoft) sprach hier über die (fast) neuen Vista UX Guidelines, die er als inoffzielle Richtlinie für die Interaktionsgestaltung aller Microsoft-Produkte vorstellte. Für Microsoft sind die Vista UX Guidelines aber keine starren Regeln, sondern sollen in einem gewissen Rahmen Raum für Kreativität lassen. Aus seiner Sicht sind die wichtigsten Erfolgsfaktoren für eine erfolgreiche Implemenierung von UI Richtlinien:
* Erfolgreiche UI Richtlinien erfordern langfristiges Engagement.
* Die Autoren eines Styleguides sollten in erster Linie keine externen Dienstleister sondern Beteiligte sein, die den Styleguide auch nutzen müssen.
* Die Richtlinien sollten einfach anzuwenden sein.
* Das Schreiben von UI Richtlinien macht nur ein Drittel des Aufwandes aus. Der Rest muss in Einführung und Implementierung investiert werden.
Lettau stellte Adobes Ansatz für eine gute User Experience vor. Adobe setzt dabei auf ein zentrales Designteam und UI Patterns (wiederverwendbare Design- oder Programmelemente). Die UI Richtlinien sind so implementiert, dass sie für den Entwickler und den Gestalter den einfachsten Weg zur Erstellung einer Oberfläche darstellen. Weiterhin entwickelt Adobe die UI Richtlinien ähnlich anwenderorientiert wie die Produkte selbst. Besonders Augenmerk richtet Adobe auf eine optimale Zusammenarbeit zwischen Designer und Entwickler.
Arnowitz (Google) stellte den Google UI Standard vor. Basis aller UI Richtlinien bildet die Google User Experience Vision:


* Making the worlds information accessible for everyone
* Focus on the user and everything else will follow
* Do no evil
* Grass roots organisation

Bei Google bestehen die UI Richtlinien aus der UX Vision, verschiedenen Regeln, UI Patterns, einem UI Framework und UI Elementen. Dokumentiert werden darin die Dinge, die für die Marke Google wichtig sind und die die Produkte einzigartig machen. Alle markenrelevanten Regeln in den UI Richtlinien sind nicht diskutierbar – auch wenn es aus Usability-Sicht Einwände gibt, wie z.B. die typische Google Paginierung am Ende jeder Seite. Alle anderen Dinge werden als eine Art Werkzeugbox verstanden und kommuniziert. Die Entwickler bzw. Gestalter haben die Möglichkeit die UI Richtlinien zu ignorieren, wenn es darum geht Innovationen zu entwickeln.
Arent (SAP) stellte die Ideen von SAP beim Einsatz von UI Richtlinien vor. SAP beschäftigt ein Team von 12 Leuten, die sich ausschließlich um die UI Richtlinien kümmern. Dabei sind die Hauptaufgaben:
* Definieren, gestalten, spezifizieren und testen von UI building blocks (UIBBs), Patterns, Bedienelemente, Patternhierarchien
* Entwickeln, verwalten and kommunizieren der UIBBs in form von UI Richtlinien
* Sicherstellen, dass UIBBs leicht angewendet werden können und auch eingesetzt werden
Ziel der UI Richtlinien von SAP ist es, dass sie unabhängig von den darunterliegenden Technologien funktionieren.
In der anschließenden Diskussion wurde dann sehr intensiv diskutiert, wie viel Freiraum UI Richtlinien bei der Entwicklung von Bedienoberflächen geben dürfen. Kurz zusammengefasst gab es zwei Lager: SAP und Microsoft waren eher für weniger kreativen Freiraum und Adobe sowie Google plädierten eher für mehr kreativen Freiraum.
Zusammengefasst ergeben sich für mich folgende Aussagen:
* UI Richtlinien müssen zwingend technische implementiert sein, damit sie erfolgreich angewendet werden.
* UI Richtlinien müssen intensiv intern beworben und kommuniziert werden.
* Es sollte nicht alles standardisiert werden, um Freiraum für Innovationen zu lassen. Wie viel Freiraum möglich ist, hängt offensichtlich von der Organisationsform und Ausrichtung des Unternehmens ab.
* UI Richtlinien müssen verlässlich sein.

Siehe auch

CHI 2008

War dieser Artikel hilfreich für Dich?

Nach oben scrollen