UP-MuC09: User Centred Product Innovation

Meine erste Veranstaltung auf der Usability Professionals war der interessante Workshop von Ron Hofer von useeds. Der Workshop dreht sich um das spannende Thema, wie sich innovative Lösungsansätze für Produkte finden lassen.
Ausgehend von einem anwenderorientierten Entwicklungsprozess sieht er den großen Raum für Innovation im Rahmen der Analysephase. In dieser Phase können durch experimentelles Öffnen der Analyseräume – sprich das Einnehmen anderer Perspektiven und Verlassen der bekannten Wege bzw. Lösungsansätze – innovative Lösungen und neue Wege gefunden werden. Dabei sind sollten insbesondere die Bereiche Nutzergruppen, Nutzungskontext, und Nutzungsabläufe betrachtet werden.
Beispielsweise können zum Auffinden von Innovationen Nutzergruppen einbezogen werden, die nicht unbedingt im Mittelpunkt des Produktes stehen oder solche, die das Produkt in besonderer Weise verwenden (Stichwort: Lead-User – siehe Erich v. Hippel). Weiterhin können Nutzungsabläufe erweitert werden, d.h. die Prozessschritte betrachten werden, die vor und nach dem geplanten Anwendungsfall kommen und welchen Einfluss diese auf den geplanten Fall haben. (Stichworte: Meta Workflows, Erweiterte Prozessketten). Ein weiterer Ansatz ist den Nutzungskontext zu variieren. (Stichwort: Analogie Studien) Beispielsweise im Rahmen der Entwicklung eines Shops für Bahnfahrkarten zu betrachten, wie Theaterkarten gekauft werden.
Wenn der Blick über den Tellerrand geschafft ist, empfiehlt Ron Hofer diese Informationen (Anwendungsabläufe, Nutzergruppen, usw.) aus den folgenden drei Perspektiven zu betrachten:

  • Nutzung (Wie könnte der Ablauf für die Anwender besser werden?)
  • Technologie (Welche Technologien könnten Verbesserungen bringen?)
  • Geschäft (Wie kann der Geschäftsprozesse optimiert werden? Wo kann die Effizienz gesteigert werden? Wo ergeben sich neue Geschäftsmöglichkeiten?)

Um die gefundenen Lösungsansätze und Innovationen in einen Phasenplan für die Umsetzung zu bringen empfiehlt er eine Bewertung nach folgenden Kriterien:
* Dringlichkeit: Ermittlung durch Feedback des Produktteams, Erfolgskriterien intern
* Wichtigkeit: Ermittlung durch häufige Kritikpunkte der Kunden und Entwicklungen bei der Konkurrenz.
* Funktionsabhängigkeiten: Welche Innovationen / neue Funktionen sind voneinander abhängig? Welche Abhängigkeiten gibt es zu bestehenden Funktionen?
* Aufwandsabschätzung: Grobe Abschätzung wie aufwendig die Umsetzung ist. Da die Aufwandsschätzung zu Beginn eines neuen Projektes ja immer recht kniffelig ist, schätzte das Produktteam mittels eines einfachen Punktesystems.
Mittels dieser Bewertungen kann dann ein klares Stufenkonzept für die Umsetzung der Innovationen erarbeitet werden, ohne dass sich das Produktteam verzettelt, weil zu viele Innovationen auf einmal angegangen werden sollen.
Bei der Präsentation von Innovationen hat er gut Erfahrungen damit gemacht, das Konzept nicht mit Wireframes und Prototypen zu visualisieren, sondern verbal bzw. textlich die Erfahrungen zu beschreiben, die die Anwender mit den innovativen Lösungsansätzen machen würden bzw. können.
Es ist geplant das Thema “User-Centred Product Innovation” im Rahmen eines Arbeitskreises der GermanUPA zu vertiefen.

Siehe auch

Usability Professionals / Mensch und Computer 2009

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