chi2016: Conversation between Marissa Mayer and Terry Winograd 

Marissa Mayer (Yahoo!) und Terry Winograd (ehem. Stanford University) eröffnete den 3. Tag der CHI 2016 mit einer Diskussion über gut gemeinte aber erzwungene Veränderung von Nutzerverhalten, die Gestaltung von Organisationen, die Balance zwischen Beweis und Intuition in der Produktgestaltung sowie Tipps für die Karriere.

Zu Beginn sprach Marissa Mayer über ihre Zeit bei Google und was sie in dieser Zeit gelernt hat. Konkret ging es um das Fehlen des “Löschen”-Buttons in Google Mail. Die Funktion wurde nicht eingebaut, weil Google beobachtet hatte, das Menschen viel Zeit mit der Organisation ihrer Mails verbringen – also verschieben, sortieren und löschen. Das führte zu der Idee dieses Verhalten zu ändern und Menschen dazu zu bewegen auf diese Tätigkeit zu verzichten. Die Anwender sollte mehr Zeit für andere Tätigkeiten bekommen und als Nebeneffekt sich auf die Fähigkeiten der mächtigen Suchmaschine des Mailservices verlassen. Allerdings hatte Google übersehen, dass es für bestimmte Situationen notwendig ist, dass eine “Löschen”-Funktion vorhanden ist. Das Löschen von Mails war nicht etwa ein verzichtbarer Wunsch, sondern ein grundlegendens Bedürfnis. Heute ist es ihr wichtig, dass bei Designentscheidungen grundsätzliche Nutzerbedürfnisse beachtet werden … auch wenn es verlockend ist das Nutzerverhalten ändern zu wollen.

The best strategy supports what users need.

In ihrer Zeit bei Google folgte sie dem Motto “We donˋt need more opinions. We need data.” Ihre Entscheidungen traf sie eher aus einer mathematischen Sichtweise. Das prominenteste Beispiel dafür ist als Googles “41 shades of blue” bekannt. Damals wurde eine Farbauswahl für Links dadurch getroffen, dass 41 Abstufungen von Blau durch A/B-Testing im Feld mit Anwendern getestet wurde. Es wurde dann das Blau mit den besten Kennzahlen ausgewählt. Heute ist sie überzeugt, dass diese extrem mathematische Herangehensweise nicht der richtige Weg war. Wenn Gestaltungsentscheidungen nur auf Basis von Daten getroffen werden, kann das dazu führen, dass Chancen oder Innovationsmöglichkeiten verpasst werden. Heute geht es ihr darum die richtige Balance zwischen intuitiven und datenbasierten Gestaltungsentscheidungen zu finden. Es geht ihr nicht mehr nur um den mathematischen Beweise sondern auch darum das Experimentieren und Ausprobieren.

Das Design von Produkten ist für Marissa Mayer der Schlüssel für Wachstum, weil es maßgeblich dazu beiträgt die Verbundenheit der Anwender mit den Produkten zu steigern.

Search is incredible, but it hasn’t evolved enough.

Sie berichtete davon, wie sie das Vorgehen bei der Gestaltung von Produkten auf die Gestaltung der Unternehmensotganisation bei Yahoo! überträgt. Die Lösung von Yahoo!s Problemen ist nicht einfach. Die Probleme sind vielschichtig und teilweise undurchsichtig. Sie ist überzeugt davon, dass es nicht die eine Person geben kann, welche die Lösung auf all diese Probleme kennt und sie einfach auf den Tisch legen kann. Wäre das so, wäre das schon längst geschehen.

Everything is a design challenge. 

Sie setzt bei der Lösung der Organisations-Probleme von Yahoo! auf die Mitarbeiter des Unternehmens. Als Grundlage dafür schaffte sie eine Unternehmenskultur in der jeder Mitarbeiter die Möglichkeit hat seine Ideen und Problemstellungen sichtbar zu machen. So soll das ganze Wissen der Organisation genutzt werden, um Yahoo! in eine erfolgreiche Zukunft zu führen. Sie nutzen dafür ein internes Moderationswerkzeug. In diesem werden Probleme und Ideen benannt und priorisiert. Das oberste Board von Yahoo! nimmt regelmäßig von dort die TOP-Themen, diskutiert diese und trifft bei Bedarf die notwendigen Entscheidungen. Die Entscheidungen und deren Hintergründe werden auf dem gleichen Weg wieder sichtbar gemacht. Ihr ist die Transparenz von Entscheidungen und deren Hintergründe wichtig.

You need to listen to the organisation, listen to the people. We have to listen to everyones ideas.

Und dann gab sie noch einen interessanten Ratschlag für junge Menschen, die Karriere machen wollen. Sie rät nicht zu viel Zeit mit dem theoretischen Lernen zu verbringen. Man sollte nur soviel theoretisch lernen, bis man in der Lage ist das Wissen praktisch anzuwenden, auszuprobieren und anderen zu erklären. Nur durch die letzten Schritte ist es möglich die Karriereleiter hinauf zu klettern. Sie empfiehlt sich immer wieder Feedback von Mentoren einzuholen.

The key is moving very quickly from being a student to becoming a practitioner.

Zum Abschluss hat sie noch etwas zu ihrem Lebensmotto gesagt. Ihr ist es wichtig immer und immer wieder Dinge anders zu machen und auszuprobieren. So hat sie ihren Weg vom Studium an die Spitze der Unternehmenswelt geschafft. In diesem Sinne:

Do it different.

Die gesamte Diskussion könnt Ihr hier anschauen:

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