Bosch User Experience – Nutzerzentriertes Design im Großunternehmen #dmit17

Bernd Wiesenauer (Robert Bosch GmbH) berichtet in seinem Vortrag über die Erfahrungen, die er bei Bosch bei der Einführung von User Experience und Design Thinking im Rahmen des digitalen Wandels gemacht hat. Bosch setzt stark auf Agilität und Design als Treiber für den digitalen Wandel des Unternehmens. Ein guter Einstiegspunkt für die Bosch UXler war das Markenversprechen “Technik fürs Leben” – also das Stiften von Nutzen im Alltag mit Hilfe von Technik. Dieses dient bis heute als Leitplanke für den Wandel.


Das UX-Team von Bosch arbeitet an 4 Standorten weltweit mit 80 Mitarbeitern und bietet unternehmensintern Dienstleistungen in den Bereichen Interaction Design, Service Design, Industrial Design, User Research und Design Thinking an. Dabei kümmert sich das Team aber nicht nur um die Durchführung und Begleitung von Projekten. Ein wesentlicher Teil der Arbeit dreht sich darum, über die Befähigung der Organisation zu gutem Design zu erfolgreicheren Produkten und Dienstleistungen zu kommen. Die Bosch UXler schulen die Bosch Mitarbeiter dafür in der Denk- und Arbeitsweise von Designern (Design Thinking). Sie sehen es als Ihre Aufgabe an, dem Unternehmen beizubringen nicht vom Produkt oder der Technologie, sondern vom Kundennutzen her zu denken. Also beispielsweise nicht einfach einen Agrar-Roboter zu bauen, weil alle großen Technologie-Unternehmen Roboter bauen und die Technologie verfügbar ist. Sondern mehr darauf zu schauen, was die Anwender – in diesem Falle Bauern – tatsächlich für Bedürfnisse haben. Im Falle des Agrar-Roboters lag das Bedürfnis dann auch nicht in der Automatisierung von manuellen Tätigkeiten, sondern in der fehlenden Verfügbarkeit von Daten zur Ermittlung des optimalen Erntezeitpunkts.

Zur Motivation und Führung der Organisation zum Wandel hinzu besserem Design setzt Bosch ein eigenes Reifegradmodell “UX Maturity Level Model” ein. Auf dessen Basis verleiht das UX-Team u.a. Awards für erfolgreiche Projekte oder für Produkte mit Featuritis – also einem unnötigen Überfluss an Funktionen. Außerdem findet ein intensiver Austausch mit IT-Firmen statt. In diesem Austausch nahmen sie ein paar spannende Fakten zum Verhältnis von Designern zu Entwickler mit: So hat IBM beispielsweise mehr als 1.000 Designer, Google mehr als 800 und SAP mehr als 600 Designer und ca. 3.000 Design Thinking Coaches.

Neben der Etablierung des Gedankengutes und der Methoden des Design Thinking setzt BOSCH zukünftig mehr auf crossfunktionale Teams (Purpose Teams). Dazu sollen klassische  Hierarchien und funktionale Einheiten aufgelöst werden. Im Grunde geht es um einen Umbau der hierarchischen Organisation mit funktionalen Einheiten, die jeweils für einzelne Teile der Customer Journey verantwortlich sind, hinzu einer Organisationsform in der “Purpose Teams” für die komplette Customer Journey eines Produktes verantwortlich sind (Siehe “Bessere User Experience durch eine Entwicklungsorganisation nach User Journeys“) Außerdem kommt die neue Organisation auch in der Raumgestaltung zum Tragen (keine festen Sitzplätze, keine Einzelbüros, Kreative Einrichtung, …)

Für die Gewinnung von neuen Innovationsideen werden unter einem konkreten Motto und in regelmäßigen Abständen “Discovery-Teams” gebildet, die sich dann mit Hilfe von Design Thinking-Methoden mit Innovationen beschäftigen. Auf die Positionen in diesen Discovery-Teams können sich alle Mitarbeiter mit Hilfe eines Videos bewerben. In diesem erklären sie eigentlich nur, warum sie dabei sein wollen. Das Ziel der Discovery-Teams ist es am Ende in einem Pitch für die Umsetzung ihrer Ideen zu werben.

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