Mein Fazit zur Leading Design 2019 #LDLON #leadingdesign

Das war sie nun, die vierte Leading Design in London. Die Veranstaltung war ausgebucht – der kleine Kinosaal im Barbican war voll und 500 Interessenten warteten auf der Warteliste, dass vielleicht doch noch ein Platz frei wird. Mit ihren geschätzt 300 Teilnehmern hatte die Konferenz eine angenehme Größe. Sie bot viel Raum für persönliche Momente – Begegnungen und Aha-Erlebnisse.

Die #LDLON findet im Grunde auf zwei Ebenen statt. Auf der einen Seite geht es um fachliche Inhalte – also Themen rund um Product Design, DesignOrgs, Designops und Design Strategy. Da war in diesem Jahr nicht so viel Neues dabei. Auf der anderen Seite geht es um die persönliche Weiterentwicklung als Führungskraft und Design Lead. Da waren dieses Jahr viele persönliche Geschichten dabei, in denen Design-Führungskräfte über ihre Karriere, das Scheitern und das Vorankommen erzählt haben.

Fangen wir mal mit dem Fachlichen an:

Design loves Business. Business loves Design.

Auch diese Konferenz hat wieder gezeigt, dass Design in vielen amerikanischen und britischen Unternehmen einen festen Platz gefunden hat. Nichtsdestotrotz müssen Design Leader um Budgets, Platz und Verständnis kämpfen – und beklagen das auch. Ich glaube aber, dass das einfach dazughört. Es gehört zu den normalen Aufgaben von Führungskräften die Aufmerksamkeit von Unternehmen auf die wichtigen Themen zu lenken. Das gilt im Grunde für alle Disziplinen sowie deren Führungskräfte, nicht nur Design.

„I do think that it‘s design time. We have a seat at the table, even if it is the kiddies table.“

Design wurde häufiger als Unterstützungsdisziplin für das „Business“ beschrieben. Die erfolgreichen Design-Führungskräfte haben alle die Sprache des Business gelernt und gezeigt, was Design zur geschäftlichen Zielerreichung beitragen kann. Damit haben sie sich den Platz am Tisch der großen Entscheider/-innen verdient. Die vielen „VP of Design“ und „Head of“ zeigen, dass es für Designer machbar ist, in diese Ebene aufzusteigen und Nutzen zu stiften.

Obwohl: Scheinbar hat diese Flut an Titeln noch einen anderen Grund. Vor allem im Silicon Valley scheint die Explosion an hochrangigen Design-Titeln (z.B. Vice President Design), auch darin begründet zu sein, dass sich Firmen im Recruiting nicht mehr anders zu helfen wissen. Designer wollen schnell wachsen und Karriere machen. Da ist eine Stelle dann einfach schneller besetzt, wenn sie als „VP Design“ ausgeschrieben ist, auch wenn das Design-Team gar keine Mitarbeiter hat.

„Don‘t read blog posts about design systems, if you are the only designer in your company. Focus on what is real.“

Die vielen Stories haben noch einen anderen Aspekt zu Tage gefördert. Obwohl die Implementierung von Design bzw. Customer/User Experience ähnlichen Prinzipien folgt, lassen sich die konkreten Vorgehensweisen und Organisationsmodell nicht unbedingt übertragen. Es gilt diese kritisch zu hinterfragen und auszuprobieren, was im eigenen Unternehmen funktioniert. Vor dem Ausprobieren sollte man sich zusätzlich immer fragen, ob das Unternehmen schon reif genug für diesem Schritt ist.

Gute Designorganisationen basieren auf Communities

In mehreren Beiträgen wurden Communities als zentraler Erfolgsfaktor für Designorganisationen benannt. Insbesondere für Organisationen, die auf eigenverantwortlich arbeitende crossfunktionale Teams setzen, sind gut funktionierende Design-Communities eine Grundvorausetzung. Je nach Organisationsform kann es darüberhinaus sinnvoll sein, die Design-Community auch aufbauorganisatorisch zu betonen.

Ein prominentes Beispiel ist hier Spotify. Spotify setzt bekanntermaßen schon länger auf crossfunktionale Teams, in denen Designer aufbau- und ablauforganisatorisch zugeordnet sind. Nicole Burrow berichtete davon, dass diese Organisationsform für die Designarbeit jedoch hinderlich war. Der Austausch über die Teams hinweg behinderte Kreativität und Qualität. Spotify hat daher die Designer in Design Hubs neben den crossfunktionalen Teams (Squads) zusammengefasst. Die Designer sind den Design Hubs disziplinarisch zugeordnet und arbeiten im Squad. Das hat das gestalterische Ergebnis verbessert.

Einen guten Buchtipp für Communities gab es auch noch: „Community – The structure of belonging“ von Peter Block.

Design als Transformationstreiber

In mehreren Beiträgen wurde die Rolle von Design in Bezug auf die Transformation von Unternehmen betont. Design wurde mehrfach als treibende Kraft beschrieben … insbesondere, wenn es um Innovationskraft, die Ausrichtung auf die digitale Welt oder den Ausbau der Marktposition geht. (Siehe Lessons from Battlefield: The Life of a Changemaker)

Designops

Vor knapp 2 Jahren war Designops noch der neuste heiße Sch**ß der Design-Szene. Mittlerweile ist die operative Exzellenz für viele Designorganisationen ein normales und wichtiges Thema. Viele dieser Organisationen scheinen so schnell zu wachsen, dass der effektive und effiziente Betrieb sehr schnell zum Thema wird.

Das zeigt sich auch im Clearleft-Report zu Design Effectiveness 2019.

Speed, Speed, Speed

Apropos Geschwindigkeit: Immer wieder berichteten Design Leader von enormen Veränderungsgeschwindigkeiten ihrer Unternehmen. Einer berichtete davon, dass sich sein Unternehmen jedes Jahr verdoppelt. Andere berichteten von Wachstumsraten um die 30%. Viele berichteten davon, dass sie spätestens alle 30 Tage mit neuen organisatorischen Herausforderungen konfrontiert werden.

Your team changes every 30 days.

Metriken

Die Diskussion um den Sinn von Metriken, wie ich sie in Deutschland oft führen muss, gab es überhaupt nicht. Metriken sind unter Design Leadern ein akzeptiertes und weit verbreitetes Führungsinstrument. Es ging daher im Wesentlichen darum, welche Metriken am besten für die Führung von Design und Transformationen geeignet sind und wie man diese am besten einsetzt.

The Metric is the measure and not the goal.

Metriken sind aber kein Selbstzweck. Metriken sind ein Mittel, um Fortschritt zu visualisieren und Anhaltspunkte zum Lernen zu schaffen.

Kristin Skinner verwies in ihrem Beitrag dazu auf das Google HEART Framework, ein Framework von Facebook sowie ihre eigene Arbeit. (Siehe Leading through Change – Kennzahlen für DesignOps und Design Leader)

Persönliche Entwicklung von Design-Führungskräften

Und nun zur persönlichen Seite: In vielen Konferenzbeiträgen ging es um die persönliche Weiterentwicklung von Design-Führungskräften. Es ging darum, wie man als Design Leader seine Führungsfähigkeiten ausbauen und professionalisieren kann. Viele Vortragende erzählten teilweise sehr persönliche Geschichten über ihre Erfahrungen und Werdegänge. Diese lassen sich an dieser Stelle leider nur sehr schwer zusammenfassen.

Die beste Zusammenfassung zu diesem Themenkomplex gab Stuart Frisby in seinem Beitrag First Comes Scale Then Comes … Wie aus einem Designer ein Design Manager wird . Ich habe Euch das Video von seinem Beitrag in den verlinkten Artikel integriert.

Eine gute Sammlung von sinnvollen Hilfsmitteln für die persönliche Weiterentwicklung und Selbstreflektion veröffentlichte Jason Mesut auf medium.com.

Ich finde es persönlich sehr bereichernd, dass viele Design-Führungskräfte auf der Konferenz so selbstkritisch über ihre Erfahrungen berichtet haben. Das Ausprobieren, Scheitern, Vorankommen und das Teilen von diesen Erfahrungen gehört zum guten Ton im Designbereich. Das ist echt schön.

Von daher: Die Leading Design ist sehr empfehlenswert für Design-Führungskräfte und die, die es werden wollen.

Eine Übersicht zu allen erkenntnisreichen Beiträgen findest Du im UX Blog unter dem Hashtag #Leadingdesign. Außerdem sollen die Beiträge von der Leading Design in den kommenden Wochen auf Vimeo veröffentlicht werden.

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