
Die zweite Jahreshälfte 2023 beginnt für mich mit der Mensch und Computer 2023 in Rapperswil.
Die Konferenz hat mich etwas überrascht. Auf der einen Seite war da die Schönheit des Veranstaltungsortes. Rapperswill ist wie eine Postkarte. Auf der anderen Seite war da die Anzahl der Teilnehmenden. Aus dem großen Stelldichein der deutschsprachigen UX-Branche ist in diesem Jahr eine kuschelige Konferenz mit deutlich weniger Teilnehmenden als üblich geworden. Offiziell waren es 500 Teilnehmende. Gefühlt würde ich sagen, waren es eher 300 vor Ort und damit ca. halb so viele, wie üblich.
Nichtsdestotrotz war das Programm mit ca. 50 Vorträgen, ca. 30 Workshops und zahlreichen Barcamp-Sessions sehr vielfältig und erkenntnisreich. Ich hatte das Gefühl, die Gespräche waren dieses Jahr intensiver und tiefer. Vielleicht gerade weil es die Anzahl der Teilnehmenden so war.
Wenn Du mich fragst, was ich in den drei Tagen gelernt habe, dann würde ich Dir meine Erkenntnisse von der „Mensch und Computer 2023“ so zusammenfassen:
- UX-Organisationen müssen bewusst gestaltet werden, damit sie für Unternehmen erfolgsförderlich sind und die Wirksamkeit von UX-Professionals unterstützen. Es haben sich über verschiedene Unternehmen hinweg gängige Muster herauskristallisiert, wie sich UX wirksam organisieren lässt.
- Künstliche Intelligenz hat in die digitale Produktgestaltung Einzug gehalten. KI-Tools und maschinelles Lernen werden UX-Design und UX-Research in den kommenden Monaten grundlegend verändern.
- Erfolgreiche UX-Führungskräfte betreten zuversichtlich Neuland und sind bereit, sich dabei zu exponieren. Sie sind in der Lage, Chancen für die Etablierung von UX zu erkennen und intern vermarktbare UX-Erfolge zu erzeugen. Sie zeichnen sich durch Durchsetzungsfähigkeit, Mut, Einflussstreben, Klarheit, interdisziplinäre Zusammenarbeit, vielseitiges Interesse und Resilienz aus.
- Die Nutzung von UX-Fachbegriffen, wie Menschzentrierung bzw. Human Centered Design, ist aus fachlicher Sicht sicherlich richtig. Im Unternehmensalltag können solche Fachbegriffe jedoch hinderlich sein. Um die Etablierung von UX zu fördern, ist es hilfreich Fachbegriffe so anzupassen, dass sie von den Mitarbeitenden des Unternehmens leicht verstanden und akzeptiert werden.
- Die Nutzung von Customer und User Journeys gehört zum Standard-Handwerkszeug von UX-Professionals. Damit Journeys im Unternehmen eine breite Anwendung finden, ist es nötig über Journey Mapping hinauszugehen. Es braucht ein Journey Management Framework, welches die Journey-Denke ins Unternehmen fest integriert. Journeys sind außerdem ein hilfreiches Instrument, um digitale Ökosysteme bzw. Plattformen zu konzipieren.
- Jobs to be done ist eine bewährte Methode, um Bedürfnisse von Anwender:innen und Kund:innen zu erkennen. Diese Erkenntnisse helfen Unternehmen dabei die richtigen Themen zu identifizieren, in die sie investieren sollten.
- Um die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, dass Erkenntnisse aus Barrierefreiheits-Tests umgesetzt werden, sollten die Berichte durch Storytelling so aufbereitet werden, dass sich die Leser:innen gut in die Situationen hineinversetzen und ein Bewusstsein für die Probleme entwickeln können.
- UX-Professionals werden sich auch in Zukunft an der Schaffung wertvoller und sinnvoller Produkte arbeiten. Die Beziehungsebene zwischen Produkt und Anwender:innen wird in Zukunft eine größere Rolle spielen. Die Werte und Prinzipien für die das Produkt steht und deren Passfähigkeit zu den Werten & Prinzipien der Anwender:innen werden zu Erfolgsfaktoren für Produkte. Die Frage wird sein „Wie sollen Menschen die Beziehung zum Produkt empfinden?“.
Die Details und Hintergründe zu diesen Erkenntnissen habe ich Dir in diesen Blogbeiträgen zusammengefasst:
- Mensch und Computer 2023 Tag 1 – Mixed Reality, Menschzentrierung, UX-Organisation, Research Repositories, Journey Management und Konsistenz
- Mensch und Computer 2023 Tag 2 – Teammanagement, UX & KI, Accessibility, Jobs to be done, UX-Führungskomptenzen, Ecosystem Journeys und UX-Organisation
- Mensch und Computer 2023 Tag 3 – UX-Organisation, Cartooneering und Beziehungsdesign
Ich freue mich auf ein Wiedersehen auf der Mensch und Computer 2024 in Karlsruhe.