Am zweiten Tag der Mensch und Computer habe ich mir Vorträge zu Teammanagement, UX & KI, Accessibility, Jobs to be done, UX-Führungskomptenzen, Ecosystem Journeys und UX-Organisation angehört. Die Zusammenfassung dieser Beiträge findest Du hier:
Teammanagement-Highlights: Erfolgreiche Zusammenarbeit bei der BYTE Challenge
Carolin Neumann (Byte Challenge) sprach in der Keynote davon, wie man ein Team von ehrenamtlichen Mitarbeitenden zur leidenschaftlichen Arbeit an einem gemeinsamen Projekt motivieren kann. Ihre Erfahrungen machte sie bei der Entwicklung der BYTE Challenge der Gesellschaft für Informatik. Die BYTE Challenge ist eine Initiative, ein Wettbewerb und eine Lernplattform, die Schüler:innen für Informatik- und Technologie-Themen motivieren möchte.
Das Ziel der Initiative war es im ersten Schritt in 10 Monaten die Challenge aus der Taufe zu heben und 2.000 Schüler:innen zur Teilnahme zu bewegen.
Für den erfolgreichen Kickoff einer ehrenamtlichen Inititative ist es wichtig, eine große Idee zu entwickeln. Die Größe der Idee ist wesentlich für die Gewinnung von Sponsoren und damit für die Finanzierung. Die Idee sollte Gründer:innen selbstbewusst verkaufen und überzeugen, dass sie einfach schaffbar ist.
Gründer:innen einer ehrenamtlichen Initiative müssen gerade zu Beginn sehr aktiv sein. Sie müssen so von ihren Ideen überzeugt sein, dass sie die eigenen Selbstzweifel in die Lösungsfindung umlenken können. Ihre eigene Motivation ist eine wichtige Quelle, um andere Menschen zur Mitarbeit zu bewegen und bei der Stange zu halten.
Die Gewinnung von Mitstreiter:innen beginnt im eigenen Netzwerk, Bekanntenkreis oder Freundeskreis. Im Onboarding neuer Mitstreiter:innen spielen die Geschichte und die Ziele von Byte eine große Rolle. Außerdem werden im Onboarding-Prozess die Werkzeuge und Aufgaben erläutert. Das Onboarding besteht aus mehreren Treffen über mehrere Wochen, um eine grundlegende Bindung.
Ehrenamtliche Mitstreiter:innen erhalten kein Gehalt für ihre Tätigkeit. Carolin hat die Erfahrung gemacht, dass es den meisten um die persönliche Weiterentwicklung geht. Die ehrenamtliche Initiative sollte daher einen Raum schaffen, den die Mitstreiter:innen zur Erweiterung der eigenen Fähigkeiten nutzen können.
„Persönliche Weiterentwicklung ist das beste Gehalt.“
Es ist daher besser, statt konkrete Aufgaben zu delegieren komplette Verantwortungsbereiche bzw. Ziele mit großen Gestaltungsspielräumen im Team zu verteilen. Aber: Nicht jede:r Mitstreiter:in möchte Führung übernehmen. Diese Personen werden von zu großer Führungsverantwortung abgeschreckt. Es sollte daher auch die Möglichkeit zur einfachen Mitarbeit an einem Verantwortungsbereich geben.
Neben der persönlichen Weiterentwicklung ist das Teamklima bzw. die Zusammenarbeit im Team ein wesentlicher Aspekt, der Mitstreiter:innen zur dauerhaften Mitarbeit motiviert.
Carolin hat die Erfahrung gemacht, dass es bei ehrenamtlichen Mitstreiter:innen auch immer wieder besonders kritische Personen gibt. Die Personen kritisieren sehr viel, sind aber bei der praktischen Umsetzung eher zurückhalten.
„Wer sehr viel kritisiert, aber selbst nichts umsetzt, sortiert sich selbst aus.“
Sie empfiehlt zunächst mit der Kritik offen und konstruktiv umzugehen. Wenn man allerdings feststellt, dass es der/dem Mitstreiter:in nur ums Kritisieren geht, sollte man einen Schlussstrich ziehen.
Die Finanzierung von ehrenamtlichen Initativen ist eine Herausforderung. Auch wenn es schwierig, sollten Gründer:innen sich selbst um Finanzthemen kümmern. Eventuell auftretende Finanzprobleme sollten nicht das gesamte Team belasten.
Um dauerhaft Zusammenhalt im Team zu erzeugen, hat Carolin gute Erfahrungen mit regelmäßigen wöchentlichen Online-Meetings und ein bis zwei persönlichen Treffen im Jahr gemacht. Außerdem verschickt sie regelmäßig Merchandising-Artikel an das Team, um die Mitstreiter:innen bei der Stange zu halten.
UX trifft auf KI – Sind Designer mit Ihren Ideen noch zu retten?
KI-basierte Werkzeuge, wie z.B. ChatGPT, Midjourney und GitHub Copilot, verbreiten sich auch im UX-Bereich mit einer rasenden Geschwindigkeit. Die KI-Werkzeuge entwickeln sich selbst auch in einer unglaublichen Geschwindigkeit. Thomas Immich (Centigrade) sprach in seinem Vortrag über den Einfluss von KI-Werkzeugen auf die Arbeit von UX-Professionals.
KI-Werkzeuge bringen in erster Linie Produktivitätssteigerung. Werkzeuge, wie beispielsweise usegalileo.ai versprechen, dass sie auch im UX-Design die Arbeit von UX-Designer:innen erleichtern und beschleunigen.
UX-Designer:innen müssen sich sehr gut in der Fachdomäne auskennen, für die sie gestalten. Hier können Tools wie ChatGPT helfen. Einfache Prompts, wie „Worauf muss ich achten, wenn ich einen Totmannschalter gestaltet?“ helfen UX-Designer:innen dabei, schnell wesentliche fachliche Aspekte zu erlernen.
Bei der Ideengenerierung helfen KI-Werkzeuge dabei die menschlichen Einschränkungen zu reduzieren oder zu kompensieren. Ideen gehen manchmal an (fachliche) Anforderungen vorbei und das fällt in der Ideenfindung nicht auf. Die emotionale Bindung an die eigene Idee macht es Menschen schwer sich in der Ideenfindung für die Ideen anderer zu öffnen. Außerdem sind Menschen befangen, z.B. durch Effekte, wie soziale Erwünschtheit. Neue Ideen entstehen in der Regel durch externe Impulse und persönliche Erfahrungen. KI-Werkzeuge, wie z.B. ChatGPT, können bei der Ideengenierung helfen. Hier mal ein paar Prompts
- „Gib mir 5 Ideen, wie ich eine Zeiterfassung motivierender gestalten kann.“
- „Wie kann man das Arbeitszeitgesetz in einer Zeiterfassung so einbringen, das direkt klar wird, wann man arbeiten darf und wann man eine Pause braucht.“
Es ist außerdem hilfreich Erkenntnisse aus User Research in den Prompt einzubauen und dem KI-Tool so mehr Kontext mitzugeben. Man kann auch die KI bitten, bestimmte Szenarien zu beschreiben und daraus Ideen zu generieren.
Thomas empfiehlt Ideen aus KI-Tools immer anzuzweifeln und mit dem Prompt „Glaub ich nicht.“ zu beantworten. Das generiert weitere Ideen und hilft dabei die Grenzen von KI abzumildern.
Effektiv genutzte KI-Tools beflügeln den Designprozess. UX-Designer:innen sollten sich mehr mit User Research und Anforderungsmanagement beschäftigen, damit sie ihr Problemverständnis schärfen. Ohne ein gutes Problemverständnis wird es UX-Designer:innen zukünftig schwer fallen am Ball zu bleiben.
Weiterführende Links:
- Podcast „Promts for UX“: Weitere Ideen für die Nutzung von Prompts im UX-Design
- LeanScope Persona Generator: hilft bei der Persona-Generierung.
Erklärbare KI durch Mixed Reality User Experience
Nicholas Schloer (Hochschule Heilbronn) sprach in seinem Beitrag über die Nutzung von KI in Produktionsanlagen. Die Herausforderung dabei ist, dass KI im industriellen Umfeld nur eingesetzt werden kann, wenn nachvollziehbar ist, wie KI-Werkzeuge ihre Schlüsse zieht. (Erklärbare KI)
Komplexe Produktionsprozesse erfordern eine hohe fachliche Kompetenz und Erfahrungswissen der Anlagenbediener:innen. Sie müssen die verschiedenen Parameter der Produktion kennen, um sie optimal einstellen können und Fehler schnell identifizieren zu können. KI-Werkzeuge können dabei helfen frühzeitiger und schneller Fehlerzustände zu erkennen und die Ursachen zu identifizieren. Voraussetzung dafür ist, dass die Anlagenbediener:innen ein Vertrauen zu den Analysen von KI-Werkzeugen aufbauen können.
Hier kommt der digitale Zwilling ins Spiel. Ein digitaler Zwilling ist eine digitale Version eines materiellen oder immateriellen Objektes oder Prozesses. Digitale Zwillinge kommen heute im Rahmen der Konzeption von Anlagen, der Vorbereitung der Inbetriebnahme, von Aftersales-Dienstleistungen (z.B. Remote-Wartung) und das Controlling der Anlage eingesetzt werden. Für die Erstellung von digitalen Zwillingen werden die Daten aus der Sensorik der Anlage gesammelt und zusammen mit einem CAD-Modell visualisiert. Der digitale Zwilling visualisiert stets die aktuellen Zustände und Aktionen der Anlage in Echtzeit.
Der digitale Zwilling erweitert mit Hilfe einer Mixed Reality-Brille die Möglichkeiten der Anlagenbediener:innen. Die Anlagenbediener:innen können so bei der Fehlersuche an der realen Anlage die Daten und Erkenntnisse aus dem digitalen Zwillings nutzen, um schneller zum Ergebnis zu kommen.
Bridging the Gap: Using AI to Create Empathy for a More Accessible Web
Barrierefreiheit ist ein komplexes Thema. Es ist schwer verständlich und nicht so allgegenwärtig, wie andere Themen. Carla Polaczek und Paul van der Veen (Denkwerk) haben in ihrem Beitrag darüber gesprochen, wie durch Empathie das Bewusstsein zu Anforderungen an Barrierefreiheit bei Designer:innen und Stakeholder gestärkt werden kann.
Und, das Thema ist ein wichtiges, denn 10% der Menschen in Deutschland sind von irgendeiner temporären oder dauerhaften Beeinträchtigung betroffen. Leider ist es mit der Barrierefreiheit in Deutschland noch nicht weit her. 75% der Online-Shops in Deutschland sind nicht barrierefrei.
Carla und Paul empfehlen Personas zu nutzen, die Anforderungen an Barrierefreiheit berücksichtigen. Außerdem nutzen sie Barrierefreiheits-Tests (z.B. AXE), um aktuelle Probleme in Bezug auf Barrierefreiheit zu finden.
Sie stellten eine Idee vor, wie durch Storytelling, Berichte aus Barrierefreiheits-Tests zum Leben erweckt werden können. Dazu kombinieren sie Ergebnisse aus den Barrierefreiheitstests mit Persona und Informationen zum Nutzungskontext zu einem Empathy Report. Dieser Report besteht aus KI-generierten Texten, Zitaten, Bilder und Video bzw. Audio, die bestimmte Fehler aus Sicht einer bestimmten Persona anschaulicher machen. Alles zusammen ergibt eine Geschichte, mit der sich die Menschen verbunden oder betroffen fühlen.
In diesen Berichten werden einzelne Fehler, wie z.B. „Identische IDs in ARIA.“ wie folgt verdeutlicht:
Leveraging Jobs to Be Done Framework for Effective User Experience Research
Lydia Penkert (trivago) erläuterte in ihrem Beitrag, wie das Jobs to Be Done Framework (JTBD) im UX-Research bei Trivago genutzt wird. Trivago nutzt eine sehr umfangreiche „Jobs to be done“-Map, um das Unternehmen auf die wesentlichen Jobs der Kund:innen zu fokussieren und Möglichkeiten für neuen Umsatz zu identifizieren.
Im ersten Schritt wurde für die JTBD-Map eine zweimonatige Tagebuchstudie durchgeführt, um u.a. folgende Fragen zu beantworten:
- Welche Jobs sollen erfüllt werden?
- Welche Micro-Jobs müssen dafür erledigt werden?
- Welches Ergebnis entsteht dabei?
Danach wurde die Mitarbeitenden bei Trivago in der Methode „Jobs to be done“ und in der Nutzung der Daten geschult.
Die Jobs wurden hinsichtlich Zufriedenheit und Relevanz im gesamten Markt (n=1000) und bei Trivago (n=4000) quantifiziert. Die wesentlichen Jobs werden quartalsmäßig hinsichtlich Erfolgsquote mit Hilfe unmoderierter Usability-Tests getestet. Die JTBD-Map, welche in Mural visualisiert ist, wird bei Trivago regelmäßig mit Hilfe interner Workshops aktualisiert. Dabei wird geschaut, welche Jobs noch relevant sind und welche nicht.
Durch die JTBD-Methode ist bei Trivago eine gemeinsames Verständnis zu den Jobs der Kund:innen entstanden. Product Owner:innen und UX-Professionals sprechen eine gemeinsame Sprache. Außerdem werden die Daten bei Entscheidungen und der Priorisierung in der Produktentwicklung genutzt. Kundenfeedbacks werden mit den entsprechenden Jobs getaggt. Auf diese Weise können Produktteams schneller relevantes Kundenfeedback für ihre Arbeit verwenden.
Mehr zu Jobs to be done:
Customer-Centric Value Creation with a Jobs-To-Be-Done Mindset
Userflow Model and Notation – Vereinfacht und verbessert deine Arbeit als UX Designer
Stefan Degen (Erni Schweiz) hat die eigenentwickelte Beschreibungssprache „User Flow Model Notation“ vorgestellt.
Im praktischen HCD-Prozess ist die Abstimmung mit vielen Stakeholdern nötig. Es entstehen viele UXD-Artefakte, wie z.B. Prototypen, Spezifikationen und visuelle Entwürfe, die an unterschiedlichen Stellen zur Verfügung stehen. Für Stakeholder ist es häufig schwierig diesen Prozess verstehen und auf dem Laufenden zu bleiben.
Aus seiner Sicht wird eine einfache Notation benötigt, um Use Case Szenarien im HCD-Prozess und selbsterklärend für Stakeholder zu visualisieren. Die User Flow Model Notation (UFMn) ist eine Mischung aus BPMN, Use Cases und User Flows. Es ist eine Art Diagramm, in dem ausgehend von der Persona mit Hilfe von Screenshots der Bedienprozess im Detail visualisiert wird.
Details zum UFMn findest Du hier:
https://stefandegen.me/de/artikel/ufmn-so-geht-user-flow-model-and-no-ta-ti-on/
The UX Leaders we need – die ideale UX-Persönlichkeit
Hannes Unger und Christian Hauri (EU UX Leadership Network) haben über die ideale UX-Persönlichkeit für die Führung von UX in Unternehmen gesprochen.
Die Etablierung von UX in Unternehmen ist eine große Herausforderung. Sie stellt große Anforderungen an die Personen, die UX in Unternehmen führen. Die Frage ist nun, was eine UX-Führungskraft können muss, um machtvolleres UX Leadership auf die Straße zu bringen. Das Persönlichkeitsprofil für erfolgreiche UX-Leader wurde auf Basis von Herausforderungen, Lösungsstrategien und Kompetenzen abgeleitet. Die zwei wesentlichen Herausforderungen sind:
- Verständnis von UX im C-Level erzeugen und UX in Entscheidungen des Top-Managements tragen
- Fundamente einer UX-Kultur nicht nur im UX-Team, sondern im gesamten Unternehmen etablieren
Erfolgreiche UX-Leader:
- Betreten zuversichtlich Neuland und sind bereit, sich dabei zu exponieren.
- Sind in der Lage, UX-Strategien und -Taktiken zu entwickeln.
- Sind flexibel und vielseitig.
- Sind Fähig, UX-Chancen zu erkennen, um vermarktbare Erfolge zu erzeugen.
- Lehnen Aufträge ab, die keine Erfolge aus UX-Sicht versprechen.
- Verfügen über die nötige Resilienz und Durchsetzungsfähigkeit.
- Sind beharrlich.
- Streben nach Einfluss.
- Fördern Interdisziplinäre Zusammenarbeit.
- Vermitteln den Wert von UX im Unternehmen durch das Moderieren der interdisziplinären Lösungsentwicklung.
- Können gut kommunizieren.
- Verstehen die Fachbereiche des Unternehmens in der Tiefe.
Die wesentlichen Persönlichkeitsmerkmale für erfolgreiche UX-Leader sind Durchsetzungsfähigkeit, Mut, Einflussstreben, Klarheit und Resilienz. Die erfolgreiche UX-Führungskraft verfügt über diese Merkmale hinaus über UX-Skills, Management-Skills und die Merkmale einer klassischen UX-Persönlichkeit (Offenheit, Kreativität, Beharrlichkeit, Einfühlungsvermögen und Vielseitigkeit)
Mit Ecosystem Journeys die Kundengruppen in Digitalen Ökosystemen einbinden
Claudia Nass Bauer (Fraunhofer IESE) hat sich in ihrem Beitrag mit der Konzeption von digitalen Ökosystemen beschäftigt.
Mit digitalen Ökosystemen sind beispielsweise digitale Plattformen wie Flixbus, Scout24, Delivery Hero, Parship oder Airbnb gemeint. Allen gemein ist, dass sie sich auf die Vermittlung von Gütern und Dienstleistungen von Verkäufer:innen an Käufer:innen fokussieren. Die Vermittlung findet dabei rein digital statt und ist dadurch gut skalierbar.
Wesentlich bei der Konzeption von digitalen Ökosystemen ist es, eine End-to-End-Sicht einzunehmen. Dabei hilft die Visualisierung der Vermittlung in Form einer Customer Journey. Allerdings passen herkömmliche Journey Templates nicht für digitale Ökosysteme, da es immer mindestens zwei Zielgruppen (Käufer:innen und Verkäufer:innen) gibt.
Daher nutzt Fraunhofer IESE bei der Konzeption von digitalen Ökosystemen ein angepasstes Journey-Template. Dieses bildet die Journey aus Sicht der beiden Zielgruppen ab. Die Phasen der Journey von Verkäufer:innen wurden erweitert bzw. angepasst.
Die Phasen sind:
- Awareness: Wie werden Verkäufer:innen auf das digitale Ökosystem aufmerksam?
- Discover: Wie wird der Nutzen an die Verkäufer:innen vermittelt? Welche Kenntnisse braucht man, um die Plattform zu nutzen?
- Onboarding: Wie werden Verkäufer:innen bei der Anlage ihres Angebots unterstützt? Was ist für den Verkauf nötig?
- Asset Creation: Wie können Verkäufer:innen ihr Angebot beschreiben bzw. hervorheben? Welche Verpflichtungen haben Verkäufer:innen gegenüber dem digitalen Ökosystem?
- Service Delivery: Wie können Verkäufer:innen ihr Angebot verwalten? Wie werden sie benachrichtigt, wenn ein Kauf zustande kommt? Wie kann es das digitale Ökosystem Verkäufer:innen erleichtern ihre Güter und Dienstleistungen zu liefern?
- Offboarding: Wie können Verkäufer:innen ihren Account deaktivieren oder löschen?
Die so angepasst Ecosystem Journey wird zusammen mit einem Service Blueprint genutzt, um auf kreative Weise das digitale Ökosystem umfassend zu konzipieren.
UX-Heldentaten brauchen als Fundament eine wirksame UX-Organisation
In meinem Beitrag bin ich auf UX-Organisationsmodelle eingegangen. Das Organisationsmodell für UX hat einen erheblichen Einfluss auf die Performance und Effektivität von Inhouse-UX-Professionals. Erfolgreiche UX-Organisationen schaffen eine produktive Arbeitsumgebung, in der UX-Professionals wirksam werden können. Sie bieten Sinn in der Arbeit, fördern das Gefühl von Gemeinschaft und Zugehörigkeit und schaffen Raum für persönliches Wachstum sowie Weiterentwicklung.
Organisationsmodelle für UX sollten bewusst gestaltet werden, um menschzentrierte Produkte und Dienstleistungen sowie eine positive User Experience sicherzustellen. Best Practices, Modelle und Blaupausen sind hilfreiche Quellen der Inspiration. Die eigentliche UX-Organisation sollte insbesondere auf Unternehmenszweck, Unternehmensziele, Unternehmensstrategie, Unternehmensorganisation, Größe des Unternehmens, Bedarf bzw. Möglichkeit für Flexibilität bei der Personalausstattung von Teams und die UX-Kompetenzen der UX-Professionals ausgerichtet sein.
Ich habe über vier funktionierende Modelle gesprochen:
UX-Dienstleister
In diesem Organisationsmodell übernehmen unternehmensexterne UX-Dienstleister UX-Research und UX-Design. Interne UX-Professionals steuern und überprüfen die Arbeit der Dienstleister. Es bietet Flexibilität im Ressourceneinsatz, erzeugt dabei aber höhere Kosten und Steuerungsaufwand. Das Modell eignet sich für Unternehmen mit unregelmäßigem Bedarf an UX-Kompetenzen.
Matrix
Eine zentrale UX-Einheit ist für die Entwicklung der UX-Reife im Unternehmen verantwortlich. Die UX-Professionals arbeiten fachlich in Entwicklungsteams. Das Modell fördert Zusammenhalt, persönliche Weiterentwicklung und Teamarbeit. Es ist bis zu einer bestimmten Größe skalierbar. Dieses Organisationsmodell stellt hohe Anforderungen an die UX-Führungskraft und eignet sich für mittelgroße Unternehmen mit moderatem Wachstum.
Dezentral
UX-Professionals sind den Entwicklungsteams sowohl disziplinarisch als auch fachlich zugeordnet. Eine zentrale UX-Einheit verbindet UX-Professionals über eine Community of Practice. Das Modell ermöglicht ein schnelleres Wachstum der Anzahl der UX-Professionals. Durch die Nähe zum Team ist eine gute Entwicklung des UX-Reifegrades in der Breite möglich. Es eignet sich für kleinere bis mittelgroße Unternehmen, die schnell wachsen.
UX-Pool
Eine zentrale UX-Einheit verantwortet UX und entwickelt die UX-Reife des Unternehmens weiter. UX-Professionals werden aus einem UX-Pool temporär den Entwicklungsteams zugeordnet. UX-Führungskräfte in Fachabteilungen sorgen für den effektiven Einsatz der UX-Professionals. Das Modell eignet sich für mittelgroße bis sehr große Unternehmen mit +50 UX-Professionals. Es bietet Unternehmen, die einen hohen Bedarf an flexibler Ressourcenzuordnung im UX-Bereich haben, deutliche Vorteile.
Es gibt typische Elemente und Formate für UX-Organisationen, die Dir dabei helfen, den Mehrwert von UX im Unternehmen zu verbreiten und die Effizienz und Effektivität von UX-Prozessen zu verbessern. Formate wie Vorträge von UX-Profis und interne Erfolgsberichte sowie Leuchtturm-Projekte dienen der Evangelisierung von UX. DesignOps und ResearchOps unterstützen die Skalierung von UX und optimieren Prozesse. Designkritik ermöglicht wertschätzendes Feedback und verbessert die Designqualität. Formate wie UX-Mentoring und UX-Barcamps fördern die Entwicklung von UX-Kompetenzen. Die Definition von Jobrollen schafft klare Verantwortlichkeiten und unterstützt den Kompetenzaufbau. Community of Practices stärken den Zusammenhalt unter UX-Professionals. Asset Maps und Design Circle dienen der gestalterischen Konsistenz. Die Zusammenarbeit mit externen Dienstleistern für UX-Design und UX-Research unterstützt die Skalierung von UX. Verbindliche Vorgaben und Standards sorgen dafür, dass UX nachhaltig etabliert und in die Breite des Unternehmens getragen werden kann.
Einführung und Aufbau von UX-Organisationen erfordern Geduld. Es ist ein fortlaufender und lang andauernder Prozess von Analyse, über Zielbild / Strategie und Veränderungsprozess bis hin zu Monitoring und Anpassung.
Was liefern HCD- oder UX-Reifegradmodelle
Matthias Reisemann (Spiegel Institut) hat über die Nutzung von UX- bzw. HCD-Reifegradmodellen bei der Etablierung von UX im Unternehmen gesprochen. HCD-Reifegradmodelle helfen dabei, eine Aussage zu treffen, wie reif ein organisatorischer Entwicklungsprozess bezüglich der Integration der Nutzerzentrierung ist. Sie betrachten dazu die Aspekte Kultur (Verständnis, Akzeptanz, Skills, Prozesse), Personen, Ergebnisse, (Entwicklungs-)prozess und Strategie (Einbezug von Nutzer:innen, Metriken, Budget).
Eine hohe HCD-Reife bedeutet, dass ein Unternehmen in der Lage ist Benutzerbedürfnisse zu erheben, zu verstehen sowie diese Bedürfnisse geplant und wiederkehrend mit ihren Produkten zu befriedigen.
Die Kultivierung von UX im Unternehmen braucht einige Zutaten, damit es gelingt:
- Jemand muss die Initiative starten,
- Unternehmenskultur muss den Nährboden zur Kultivierung bieten,
- UX_Anwender, sie sich enthusiastisch engagieren,
- Zeit & Budget,
- UX-Methoden,
- Messung von UX-Methodik und erreichter UX,
- Integration von UX in die Unternehmensstrategie.
Reifegradmodelle helfen dabei zu erkennen, welche Schritte notwendig sind, um die HCD-Reife zu steigern. Sie geben Orientierung im Veränderungsprozess, damit man am Ende bei dem angestrebten Ziel ankommt. Sie sind ein guter Ausgangspunkt und Leitstrahl für die Etablierung von UX im Unternehmen.
Das war Tag 2 🙂 … so ging es weiter: