In diesem Beitrag findest Du eine Zusammenfassung der 19 Barcamp-Sessions vom UX-Reifegrad-Barcamp “Dreamer” 2023. Die Zusammenfassung soll Dir einen groben Überblick geben, welche Themen diskutiert wurden. Für die Teilnehmenden soll die Zusammenfassung als Erinnerungsstütze dienen.
Woran scheitern UX/Journey Framework Projekte?
In der Session von Thomas und Christian „Woran scheitern UX/Journey Framework Projekte?“ wurden wichtige Aspekte für die Entwicklung eines UX/Journey Management Frameworks diskutiert. Zur Sprache kamen typische Probleme, Gegenmaßnahmen sowie die praktische Umsetzung von UX/Journey Management Frameworks.
UX ist kein Job, sondern eine Denkweise
In der Session von Till zu „UX ist kein Job, sondern eine Denkweise“ diskutierten die Teilnehmenden die Idee von UX als grundlegende Denkweise im Unternehmen. Er betonte die Bedeutung der Businesssprache (ROI von UX) sowie Schlüsselkompetenzen und -anforderungen im UX-Research. Abschließend wurden sieben Kernerkenntnisse diskutiert.
Typische Konflikte in UX-Kontexten und wie Du ihnen begegnen kannst
In der Session von Katja ging es um Konflikte, mit denen UX Professionals immer wieder konfrontiert werden. Katja erläuterte vier typische Konfliktfelder (unterschiedliche mentale Modelle, Macht, Effizienz vs. Experiment und steigende Komplexität) sowie Kollaborationsblocker. Im Gespräch entwickelten wir mögliche Gegenreaktionen.
Pragmatische Nutzerzentrierung mit Jobs To Be Done
Wolframs Session lieferte einen kompakten Eindruck in die Methodik von Jobs-to-be-done (JTBD). Wolfram teilte zahlreiche Einblicke in seine praktische Arbeit damit, die er auch in einem verlinkten Medium-Post dokumentiert hat. Details zu seinem Beitrag kannst Du in dem Medium-Artikel “Customer-Centric Value Creation with a Jobs-To-Be-Done Mindset” nachlesen.
Wie würdet ihr einen Workshop mit CEO, CPOs, POs und UX-Designern angehen bzw. planen um dem Problem auf die Spur zu gehen, wie UX besser im Unternehmen etabliert werden kann?
In dieser Session tauschten sich die Teilnehmenden über die Organisation von Workshops aus. Sie sammelten Themen für Retros, aber auch praktische Tipps zu Struktur, Verhalten der Moderation, Inhalten und Methoden.
Habt ihr den HCD im Produktentstehungsprozess integriert?
Holgers Session ermöglichte den Teilnehmenden einen Erfahrungsaustausch rund um die Integration von Human-Centered Design. Typische Herausforderungen sind ein konservatives Umfeld („funktioniert bei uns nicht“), fachliche Vorgaben und Anforderungen. Als Lösungsideen diskutierten die Teilnehmenden, den Fokus darauf zu legen, den Prozess menschzentrierter zu machen und sich auf Aktivitäten zu konzentrieren, die dem Team liegen. Pragmatismus bei der Umsetzung hilft ebenfalls. Ein Prozess muss aber auch gelebt und akzeptiert werden – dafür gibt es keine Abkürzungen.
Tipps, wie man übergreifend als UX Team gleichzeitig gut vernetzt bleibt?
Ziel ist der Session von Marleen war der Erfahrungsaustausch, wie ein Team aus Menschen, die sich mit UX beschäftigen, in eine gute und effiziente Zusammenarbeit kommen. Welche Formate haben sich bewährt, um sowohl projektbezogen, als auch übergreifend im Austausch zu bleiben?
UX-Visionen nutzen
Dominiques Session startete mit einer Definition von UX und UX-Visionen, bevor die konkrete Nutzung der UX-Vision im Alltag thematisiert wurde. Als gemeinsames mentales Modell soll eine UX-Vision das geteilte Verständnis schaffen, wohin es mit der UX eines Produkts gehen soll. Dominique regte die Methode UX-Poker an und erläuterte, wie eine UX-Vision als kritischer Bestandteil der Produktentwicklung aussehen kann. (Mehr zu UX-Vision findest Du unter ux-vision.com)
Stakeholder-Management für UX – wie geht Ihr vor?
In der Session von Ulf ging es um die Vorgehensweisen beim Stakeholder-Management für UX. Die Diskussion über Stakeholder-Management für UX ergab, dass wir das Wertesystem im Unternehmen verstehen müssen, um intern effektiv zu agieren. Wichtige Stakeholder lassen sich beispielsweise identifizieren, indem man persönliche Termine mit jeder Person macht und die sozialen Interaktionen in Meetings beobachtet, aber auch informelle Events wie Mittagstische und Firmenevents nutzt. Hilfreich sei auch, den besten Kaffee zu haben und auf den informellen Gossip zu achten. Für das Stakeholder-Management sei es außerdem wichtig, seine Aussagen an das Gegenüber anzupassen dabei aber immer die gleiche Grundbotschaft zu haben (sich selbst treu bleiben).
Warum Reifegradmodelle nicht funktionieren und wie Du trotzdem Dein Problem lösen kannst
Katjas Session bot Raum zum Austausch rund um Reifegradmodelle. Sie betonte, dass Reifegradmodelle nur Denkwerkzeuge sind, keine Lösungen oder Checklisten. Sie taugen dazu, als Metaphern und Gesprächsgrundlagen zu dienen sowie Ziele für Veränderungen zu definieren.
Wie geht man mit der Aussage um, dass UX im B2B Bereich nicht wichtig ist, weil man auch ohne gute UX Geld verdient?
Leas Session erlaubte einen Erfahrungsaustausch rund um UX im B2B-Kontext. Festzuhalten ist, dass B2B-Anwendungen zu einem Lock-in-Effekt führen können, was bei schlechter UX zu großen Schmerzen und vollständigem Verlust der Kundenbeziehung führen kann (wer den Aufwand treibt wegzukommen, kommt nicht mehr zurück). Wichtig ist auch, dass irgendjemand den Preis von schlechter UX zahlt (etwa dadurch, dass Menschen an einem schlechten Tool vorbeiarbeiten, den Job wechseln oder Produktivität verlieren). UX kann auch ein Gegenmittel sein, um Disruption vorzubeugen, denn irgendwann wird jemand mit besserer UX auf dem Markt auftauchen. Weitere wichtige Argumente waren, dass schlechte UX den Verkauf erschwert und zunehmend zum Ausschlusskriterium für Zulieferer wird (etwa bei der Implementierung von Kundenaufträgen).
Wie können Freelancer/Selbständige den UX-Reifegrad in einem Projekt bewegen und bestenfalls steigern?
Die Session von Margarethe bot Möglichkeiten zum Austausch für Freelancer:innen und Selbstständige. Gute Erfahrungen wurden mit langfristigen Projekten, der Integration ins Team, direkten Kontakt zu Auftraggeber:innen sowie bei Sympathie gemacht. Allerdings wurden auch Herausforderungen diskutiert, etwa Einbeziehung unterschiedlicher Dienstleister:innen, zu genau definierten Rollen, Zugangsschwierigkeiten und Zeitprobleme.
Wie integriere ich UX im agilen Prozess?
In der offenen Diskussion unter der Leitung von Katharina stand die Frage im Mittelpunkt, wie UX effektiv in den agilen Prozess integriert werden kann. Die Teilnehmenden, darunter UX-Expert:innen und Product Owner:innen im agilen Umfeld, diskutierten verschiedene Perspektiven und erarbeiteten gemeinsam praktische Tipps, etwa zu Kommunikation, Erwartungsmanagement und Zusammenarbeit. Die Diskussion verdeutlichte, dass die Integration von UX in den agilen Prozess eine Herausforderung darstellt, jedoch durch klare Kommunikation, transparentes Erwartungsmanagement und die Schaffung definierter Zusammenarbeitsstrukturen verbessert werden kann.
UX “alleine” in der Firma etablieren oder kann ich nicht auch vom Unternehmen erwarten, Lust an UX zu haben?
Die Diskussion von Anna und Zorica drehte sich darum, wie man UX eigenständig in einem Unternehmen etablieren und managen kann. Einige Teilnehmer:innen berichteten von Herausforderungen, allein für UX in mehreren Teams verantwortlich zu sein, ohne dass das Unternehmen ein ausgeprägtes Interesse an UX zeigt. Wenn der Fokus zu stark auf MVPs liegt, kann es schwer sein, ausreichend Zeit für UX zu finden. Zentrale Maßnahmen aus der Diskussion waren, am Human-Centered-Design-Prozess festzuhalten, Entwickler:innen einzubinden und an den Problemen zu arbeiten (etwa in einer Lernreise). Die Diskussion beleuchtete auch, wie man sich in einer isolierten Position weiterentwickeln und Feedback erhalten kann, sowie die Bedeutung von Spaß und der Akzeptanz des Scheiterns als Teil des UX-Prozesses. Strategien wie der Fokus auf Customer Experience, die Einbeziehung der Teams und die Schaffung eines Netzwerks wurden als Möglichkeiten diskutiert, um das Verständnis und die Wertschätzung für UX im Unternehmen zu fördern. Es wurde auch darüber nachgedacht, wie Entwickler:innen besser in den Nutzerkontext eingebunden werden könnten und wie wichtig es ist, im Team kommunikative Personen zu haben, die die Bedürfnisse der Kund:innen verstehen.
Lean Coffee: Pragmatischer UX Research
Im Lean Coffee von Wolfram definierten die Teilnehmenden drei Frageblöcke:
- Ist es besser, schlechten Research zu machen als keinen? – Hier wurde betont, dass Qualitätskriterien wie Neutralität unbedingt gewahrt bleiben müssen.
- Wann geht ein Expert-View statt Einbindung von Nutzer:innen? – Obwohl Experten-Methoden eine gewisse Rolle spielen, betonten die Teilnehmenden, dass die Einbindung von Nutzer:innen zu tieferen Insights führt.
- Was tun bei keinem oder schwerem Zugang zur Gruppe der Nutzenden? – Pragmatische Lösungen waren, mehr in das Recruitment zu investieren, längere Vorlaufzeiten zu nutzen oder im Umfeld zu suchen. Empfehlenswert ist auch die Suche nach den Gründen, warum man an die Kund:innen nicht herankommt.
UX-Heldentaten brauchen als Fundament eine wirksame UX- Organisation – über Organisationsmodelle für UX
In seiner Vortragssession sprach Ulf über wirksame UX-Organisationsmodelle. Das Organisationsmodell für UX hat erheblichen Einfluss auf die Performance und Wirksamkeit von Inhouse-UX-Professionals. Es ist die strukturelle Grundlage, dass ein Unternehmen seine UX-Ziele erreichen kann und sich die Investition in UX auszahlt. Ulf stellte vier erprobte Modelle für die UX-Organisation vor und erläuterte deren Vor- und Nachteile. Mehr zu diesem Thema erfährst Du im Blogbeitrag “So organisierst Du UX in Deinem Unternehmen nachhaltig und effektiv”.
Umgang mit K.O.-Aussagen
In Rominas Session diskutierten die Teilnehmenden, wie wir auf typische Aussagen wie „Haben keine Zeit“, „Muss ganz schnell passieren“, „Ich weiß, was die Kunden wollen“ oder „Haben wir schon immer so gemacht!“ reagieren können. Zentrale Punkte waren, vom Output hin zum Outcome zu kommen (Stichworte: Messung, Qualität) und die andere Seite zu verstehen (z.B. Hidden Agendas sichtbar machen, Rollen- und Kompetenzkonflikte…), aber auch Weiterbildung im Bereich UX zu schaffen sowie Grenzen zu ziehen („das ist dann nicht mehr die Verantwortung von UX“).
Eure Metaphern und Experimente, um Verständnis für UX zu vermitteln, Stakeholder zu gewinnen und zu überzeugen.
In Uwes Session sammelten wir praktische Erfahrungen und Metaphern, um Verständnis für UX zu vermitteln sowie Stakeholder zu gewinnen und zu überzeugen. Uwe teilte zwei Experimente aus dem Bereich „Auto fahren“, um zu betonen, wie wichtig Beobachtungen seien. Rebekka und Wolfram teilten visuelle Metaphern. Außerdem diskutierten wir praktische Erfahrungen, wie wir die Idee von UX kommunizieren können, etwa über die Themen Marketing und Brand Experience oder indem wir Entwickler:innen bitten, das Protokoll während eines Usability-Tests anzulegen.