MuC2007: Sisyphus im Internet — Soziale Einflussnahme im webbasierten Experiment

Heike Ollesch hat eine gemeinsam mit Edgar Heineken durchgeführte Untersuchung zur Teilnahmebereitschaft an Online-Untersuchungen vorgestellt. Dazu haben sie mit Psychologie-Studenten das Sisyphus-Experiment nach Orne mit webbasierten Methoden nachgestellt. Ziel des Sisyphus-Experiments ist es mit Hilfe einer unschaffbar langen (1000 Aufgaben) und sinnfreien Befragung die Teilnahmebereitschaft zu prüfen. Den Studenten wurde die gleiche Befragung mit unterschiedlichen Einladungen vorgelegt. Die Einladung wurde als persönliche Bitte eines Professors, als Bitte eines Studenten und als neutrale Aufforderung formuliert.
Diese Untersuchung ist in Anbetracht der aktuell zu beobachtenden Abnahme der Teilnahmebereitschaft an Online-Untersuchungen sehr spannend.
Im Ergebnis haben die Hälfte der Studenten ca. 75 Aufgaben gemacht, wobei die Einladung des Professors am besten abschnitt. Daraus schlussfolgerten die Autoren, dass die Merkmale des Versuchleiters einen Einfluss auf die Teilnahmebereitschaft hat.
Man muss aber bei den Ergebnissen berücksichtigen, dass die Untersuchung mit Psychologie-Studenten durchgeführt wurde, die bekannterweise sehr leidensfähig bei Umfragen sind, weil sie dieses im Rahmen ihres Studiums ausch selbst durchführen müssen.
Frau Ollesch erwartet, dass die soziale Ausgestaltung und die persönliche Ansprache des Testleiters auch einen Einfluss auf die Teilnahmebereitschaft an Online-Befragungen im freien Markt hat. Allerdings kann der zu erwartende Effekt im freien Markt erst nach Untersuchungen mit weiteren Stichproben genauer abgeschätzt werden.
Ich bin sehr gespannt auf die weiteren Arbeiten zu diesem Thema und werde bei meinen nächsten eigenen Online-Untersuchungen mal mit der Präsentation des Versuchsleiters bzw. eines prominenten Fürsprechers experimentieren.

Siehe auch:

Mensch und Computer 2007

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