Alper Aslan (Vordenker für Kundenzentrierung und Senior UX Researcher bei DATEV) stellte im UX Stammtisch Franken im Juli vor, wie bei DATEV UX Research aktuell von einem zentralen Team in die Entwicklungsteams verlagert wird und UX Researcher dafür ausgebildet werden.
Alper startet seine Arbeit bei DATEV als UX Researcher im zentralen UX Research Team. Dieses zentral organisierte Team führte damals alle Research-Maßnahmen für die Entwicklungsteams der DATEV als Dienstleister durch. Um Euch ein Größenordnung zu vermitteln: In dieser Zeit wurden durch eine gute Handvoll zentraler UX ResearcherInnen bis zu +10.000 Testpersonen in +100 Studien in die Produktentwicklung der DATEV einbezogen. Der Bedarf für UX Research aus den Entwicklungsteams überstieg aber schnell das, was das zentrale Team leisten konnte. Daher mussten die Anfragen priorisiert werden. Das führte dann dazu, dass nicht mehr alle sinnvollen UX Research-Maßnahmen durchgeführt werden konnten.
Mittlerweile wurde DATEV im Rahmen einer groß angelegten Umorganisation komplett umgebaut. Zwei der großen Ziele der Umorganisation sind die Steigerung der Geschwindigkeit durch die Stärkung der Eigenverantwortung von Entwicklungsteams sowie der Ausbau der Kundenzentrierung. Um diese Ziele zu erreichen, wurden die Kompetenzen aus Stabsstellen und zentralen Einheiten in eigenständig agierende Teams in der Wertschöpfung – in sogenannte Workstream-Teams – verlagert. Die Workstreams-Teams sollen eigenverantwortlich in der Lage sein Produkte auszuliefern und “End-To-End” das Kundenerlebnis zu gestalten. Damit das gelingt, müssen sie natürlich über alle notwendigen Fähigkeiten verfügen.
Zu Beginn dieses Veränderungsprozesses probierte Alper selbst aus, wie es ist und was es braucht, damit UX ResearcherInnen erfolgreich in den Workstreams arbeiten können. Er arbeitet direkt in einem Workstream mit und arbeitet dort für bzw. in mehreren Teams des Workstreams. Es hat sich gezeigt, dass die Mitarbeit eines erfahrenen UX Researchers in einem Workstream-Team sehr viel verändert. Die Veränderung macht sich vor allem in kundenzentrierteren Entscheidungsprozessen und in der Geschwindigkeit von UX Research bemerkbar.
Nachdem sich deutlich gezeigt hat, dass es eine gute Idee ist, UX ResearcherInnen direkt in den Workstreams zu verankern, ging es darum das Konzept zu skalieren. Dabei stand und steht DATEV vor der Herausforderung, dass es bei DATEV aktuell nicht genügend Senior UX ResearcherInnen gibt bzw. kurzfristig nicht genügend eingestellt werden können, damit am Ende in allen Workstreams erfahrene UX ResearcherInnen arbeiten.
Um die Idee der UX ResearcherInnen in den Workstreams zu skalieren, entwickelte Alper eine Ausbildungsinitiative. Mit dieser werden DATEV Mitarbeiter mit Interesse an UX zu UX Researchern ausgebildet. In dieser Initiative werden die nötigen Kenntnisse und Fähigkeiten auf praxisnahe Weise vermittelt. Anstatt zu versuchen, Wissen auf Vorrat zu vermitteln, lernen die angehenden UX Researcher bedarfsorientiert, was sie brauchen, um in ihrem Workstream effektiv arbeiten zu können und dem Anspruch von DATEV in Bezug auf die Expertenrolle UX Research gerecht zu werden. Die Initiative basiert auf dem Konzept der Lernbegleitung und besteht aus einem LernOS sowie dem Coaching durch einen Senior UX Researcher.
LernOS basiert auf der Idee des Working Out Loud (WOL) und ist recht einfach. Die Lernenden bekommen eine Anleitung zum Selbststudium und zum praxisnahen Lernen mit anderen. Das LernOS ist so eine Art Kochrezept nach dem die Lernenden ihren Lernprozess selbstständig umsetzen. Zusätzlich werden sie in ihrem Lernprozess von einer/m erfahrenen UXR Coach begleitet.
Das LernOS zeigt einen Lernpfad über 12 Katas (Lerneinheiten) hinweg auf und ist auf 12 Wochen zugeschnitten.
Inhaltlich dreht sich das LernOS um Themen wie Rolle (Was macht ein UX Researcher), Arbeitsweise (z.B. Arbeiten im Workstream-Team, Umsetzung von Erkenntnisse), Grundlagen (z.B. Datenschutz), Methodenkompetenz (z.B. Interviewtechnik) und einem Ausblick, was die nächsten Katas auf der Reise zu einer/m erfahrenen UX ResearcherIn sein könnten.
Ein Kata besteht aus einem Lernziel, einer Übung und Links, die beim Lernen weiterhelfen können. Die Lernziele der Katas geben den Lernenden die nötige Orientierung bei der Ausgestaltung des Lernprozesses. Die Übungen der Katas sind meist Aufgaben, die über Vernetzung und die praktische Anwendung das Erreichen des Lernziels fördern. Nach Abschluss des Katas geben die Lernenden Feedback, inwiefern die Links bzw. Übungen geholfen haben und ergänzen damit die Katas. Die Katas entwickeln sich so auf Basis der Erfahrung der Lernenden ständig weiter. Das LernOS fungiert sowohl als Lernbegleitung als auch Nachschlagewerk.
Die Lernenden werden in der Praxis durch einen UX Researcher Coach begleitet. Diese/r ist an Terminen dabei in denen die angehenden UX ResearcherInnen selbstständig ihren Aufgaben nachgehen. Der/die UXR Coach ist als stille/r BeobachterIn dabei, macht sich ein Bild inwiefern das Erlernte richtig angewendet wird und gibt ggf. Feedback. Durch dieses Element kann in der UX Research-Ausbildung bei DATEV auf die Prüfungen von aufgebauten Wissen verzichtet werden.
Das DATEV LernOS für UX Research findet Ihr frei zugänglich auf dem Share von Alper:
Danke 🙂
An dieser Stelle möchte ich mich nochmals bei Paessler für die digitale Unterstützung dieses UX Stammtisch Franken, bei Alper für seine lehrreichen Einblicke und bei den TeilnehmerInnen für die angeregte Diskussion bedanken. 🙂
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