Digitale Barrierefreiheit angehen: aber wie?

Barrierefreiheit im digitalen Raum gewinnt zunehmend an Bedeutung und stellt damit besondere Herausforderungen an das User Experience Design. Doch welche Anforderungen und rechtlichen Rahmenbedingungen sind zu beachten? Und wie kann die Realisierung im Unternehmen aus UX-Perspektive am besten angegangen werden? In diesem Artikel beleuchte ich diese Fragen und geben dir praktische Tipps deinen Arbeitsalltag als UX-Expert:in.

Foto von Elizabeth Woolner auf Unsplash

Anforderungen an digitale Barrierefreiheit: Rechtliche Rahmenbedingungen und Standards

Die Anforderungen an digitale Barrierefreiheit sind vielfältig und betreffen verschiedene Aspekte des UX Designs. Dazu gehören unter anderem die Zugänglichkeit für Menschen mit Seh- und Hörbeeinträchtigungen, motorischen Einschränkungen sowie kognitiven Beeinträchtigungen. Barrierefreies Design beinhaltet unter anderem die Verwendung klarer und verständlicher Sprache, die Bereitstellung alternativer Texte für nicht-textbasierte Inhalte wie Bilder und Grafiken sowie die Gewährleistung ausreichender Kontraste für eine gute Lesbarkeit.

Die Einhaltung gesetzlicher Vorgaben wird insbesondere mit Blick auf die ab 2025 geltende Verordnung BFSG für die private Wirtschaft erforderlich. Für öffentliche Institutionen ist dies durch das BITV bereits seit Jahren Pflicht.

Die europäische Rechtsvorschrift zur Barrierefreiheit soll sicherstellen, dass digitale Produkte und Dienstleistungen für Menschen mit Behinderungen zugänglich sind. Darüber hinaus gibt es internationale Standards wie die Web Content Accessibility Guidelines (WCAG), die als Richtlinien für die barrierefreie Gestaltung von Websites und Anwendungen dienen.

Umsetzung im Unternehmen: Die UX-Perspektive

Die Realisierung digitaler Barrierefreiheitsmaßnahmen im Unternehmen erfordert eine ganzheitliche Herangehensweise und die Einbindung aller relevanten Stakeholder, insbesondere aus dem UX Design-Team. Ein erster Schritt ist die Sensibilisierung der Mitarbeitenden für das Thema digitale Barrierefreiheit und die Schulung barrierefreier Designprinzipien. Barrierefreiheitsmaßnahmen sollten frühzeitig in den Design- und Entwicklungsprozess integriert werden: So kann gewährleistet werden, dass alle gestalterischen Ideen auch technisch barrierefrei realisiert werden können, da eine nachträgliche Anpassung mit erheblichem Mehraufwand verbunden ist.

Bewährte Praktiken und Tipps für UX-Professionals

Einige bewährte Praktiken für die Umsetzung digitaler Barrierefreiheitsmaßnahmen aus UX-Perspektive sind 

  • die Durchführung von Usability-Tests mit einer breiten Palette von Nutzenden, 
  • einschließlich solcher mit unterschiedlichen Fähigkeiten und Beeinträchtigungen,
  • sowie die kontinuierliche Überprüfung und Verbesserung der barrierefreien Designprinzipien anhand von Feedback und Evaluierungen. 

Es ist wichtig, sich über Entwicklungen und Best Practices im Bereich der digitalen Barrierefreiheit zu informieren und diese in den Designprozess zu integrieren.

Checkliste zur Förderung der digitalen Barrierefreiheit in Unternehmen:

  • Denkweise des kollaborativen Designs: Förderung einer Kultur der Zusammenarbeit und Offenheit innerhalb des Teams, um die Integration barrierefreier Designprinzipien zu erleichtern.
  • Gespräche und Austausch: Der aktive Dialog mit Freunden, Familie, Kolleg:innen und der Öffentlichkeit hilft, ein besseres Verständnis für verschiedene Bedürfnisse und Fähigkeiten zu entwickeln. Durch offene Gespräche können Barrieren frühzeitig erkannt und überwunden werden.
  • Feste Arbeitsschritte für Barrierefreiheit: Die frühzeitige Integration von Barrierefreiheitsmaßnahmen in den Research- und Designprozess spart Zeit und vermeidet Kosten für Nachbesserungen.
  • Flexibilität und Anpassung: Eine Checkliste allein reicht nicht aus! Checklisten und Standards decken nur die absolute Mindestanforderung ab und lösen nicht alle Probleme — ein kontinuierlicher Verbesserungsprozess ist von wesentlicher Bedeutung.

Fazit: Barrierefreiheit als integraler Bestandteil des UX Designs

Digitale Barrierefreiheit ist nicht nur eine ethische Verpflichtung, sondern auch ein entscheidender Faktor für den Erfolg digitaler Produkte und Dienstleistungen. Durch die Einbindung barrierefreier Designprinzipien in den UX-Designprozess können Unternehmen sicherstellen, dass Produkte für eine vielfältige Nutzerbasis zugänglich und intuitiv nutzbar sind. Es ist an der Zeit, die digitale Barrierefreiheit als integralen Bestandteil des UX Designs zu etablieren und so eine inklusive und zugängliche digitale Zukunft zu gestalten.

Noch mehr Einblicke und konkrete Beispiele gibt es am 18.04.24 im kostenlosen Webinar „Digitale Barrierefreiheit – mehr als Rechtsanforderungen“.

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