#LDFest 2021 – Tag 5: Herausforderungen für Design-Führungskräfte

So langsam gewöhne ich mich daran, dass jeden Donnerstagabend der Leading Design-Abend ist. Ich glaube, das werde ich im nächsten Monat schmerzlich vermissen. Am 5. Tag des Leading Design Festivals stand einige der Herausforderungen für Design-Führungskräfte im Fokus.

Meine Erkenntnisse vom 5. Tag sind:

Alastair Simpson – Real Talk About Design Leadership

Es gibt keine Schritt für Schritt-Anleitung für Design Leadership. Bei Design Leadership denken viele an Creative Direction und klassische Designprozesse. Alastair teilte in seinem Vortrag Erfahrungen, die er während seiner Karriere zu Design Leadership gemacht hat.

Design Leadership ist schmerzvoll. Design Leadership bedeutet, dass man sich nicht auf Design sondern auf Führung konzentrieren muss. Das klingt selbstverständlich, ist es aber nicht. Design-Führungskräfte müssen herausfinden, was sie als Führungskräfte erreichen wollen und wie sie führen wollen. Das funktioniert am besten in harten Zeiten. Aus Schmerzen und deren Reflexion entstehen wichtige Lernmomente – auch für Design-Führungskräfte.

Jobtitel oder Hierarchiepositionen machen nicht glücklich. Im angelsächsischen Raum sind Titel im UX- und Design-Bereich sehr wichtig. Viele streben nach einer Position als Director, Vice President oder Chief Design Officer. Viel wichtiger als der Titel ist es jedoch herauszufinden, warum man Design führen will. An was sollen sich Menschen erinnern, die mit einem gearbeitet haben. Executive Coaching kann dabei helfen herauszufinden, was man konkret erreichen oder verändern will.

I partner with people and Teams to solve design and business problems.

Alastair Simpson

Design Leadership ist einsam. Alastair holt sich regelmäßig Feedback von seinem Team. Beispielsweise in dem er einen Feedback-Link in seine Email-Signatur einbaut. Dann sitzt er vor diesem Feedback und analysiert, was er noch nicht kann. Darüberhinaus muss man als (Design-)Führungskraft auch mit schwierigen Personalsituationen zurecht kommen. Design-Führungskräfte brauchen Coaching und Mentoren, um selbst Rat und Feedback für schwierige Situationen mit sich oder Mitarbeiter*innen zu bekommen. Erfolgreiche Design-Führungskräfte haben ein unterstützendes Netzwerk, dass ihnen dabei hilft zu lernen und besser zu werden.

Lola Qyelayo Pearson – Why You Need To Lead Design In Hostile Environments

Lola sprach über die Herausforderung bei der Etablierung von Design in design-toxischen Umgebungen. Mit design-toxischen Umgebungen meint sie in erster Linie Umgebungen mit einem geringen Reifegrad hinsichtlich Design und UX.

Sie unterscheidet Unternehmen in fachlich-orientiert bzw. menschen-zentriert. Fachlich-orientierte Unternehmen sind auf die technischen, fachlichen oder gesetzlichen Mechanismen von Produkten und Services ausgerichtet. Menschen-zentrierte Unternehmen orientieren sich am Erlebnis der Menschen mit ihren Produkte und Services.

Ihre Erfahrung nach sind es meist die fachlich-orientierten Unternehmen, die toxisch auf Design reagieren. Sie teilte folgende Erfahrungen für die Etablierung von Design in fachlich-orientierten Unternehmen:

  • Der oder die erste Designer*in muss besonders ausdauernd sein, um Design in solchen Umgebungen zu etablieren.
  • Designer*innen müssen besonders transparent sein. Sie müssen sich die Zeit nehmen und ihre Arbeit immer wieder erklären.
  • Sie müssen sich deutlich mehr an den Bedürfnissen ihrer Kolleg*innen ausrichten als in menschen-zentrierten Unternehmen. Sie müssen verstehen, dass sie nur mit den fachlichen Kräften und nicht gegen diese ihre Ziele erreichen können.
  • Designer*innen in fachlich-orientierten Unternehmen sollten besonders flexibel mit Designprozessen und Designmethoden umgehen. Es ist daher sinnvoll die standardisierten Human Centered Design-Prozesse und -Methoden an die konkreten Bedürfnisse des Unternehmens anzupassen.
  • In der Anfangsphase der Etablierung von Design in einem fachlich-orientierten Unternehmen sollten vor allem Design-Generalist*innen eingestellt werden, die auch die Ausdauer haben, in einer design-toxischen Umgebung zu bestehen.
  • Designer*innen in fachlich-orientierten Umgebungen müssen sich fachlich breiter aufstellen. Sie können sich nicht nur auf Design-Kompetenzen fokussieren, da ihnen dann die Verbindungen zur fachlich-orientierten Umgebung fehlen. Sie sollten sich beispielsweise betriebswirtschaftliche oder technische Kenntnisse aneignen. Sie sollten zeigen, dass sie bereit sind die fachlichen Aspekte der Domäne zu lernen.
  • Design-Führungskräfte sollten einen Rückzugsraum für den Austausch und die gegenseitige Unterstützung unter den Designer*innen schaffen.
  • Internes Networking ist für Designer*innen in design-toxischen Unternehmen besonders wichtig. Daraus ergeben sich weitere Verbindungspunkte, die bei der Etablierung von Design helfen.

Auf die Frage, wie Designer*innen erkennen können, wann es sich nicht mehr lohnt sich den Herausforderungen einer design-toxischen Umgebung zu stellen, antwortet sie sinngemäß: Es ist eine sehr persönliche Entscheidung. Du solltest gehen, wenn Du merkst, dass Du bissig wirst oder es deine geistige Gesundheit negativ beeinflusst.

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