Resilienz für UXler:innen #experiencecampfire

Heute war ein ganz besonderes Campfire mit einem sehr persönlichen Thema. Unser Gast Annegret und unsere Moderatorin Tara arbeiten schon sehr lange zusammen. Das spiegelte sich in einer sehr warmen und angenehmen Stimmung wider. Ein richtiges Campfire eben.

Annegret Lohse ist Psychologin und arbeitet bei “beratersystem hamburg”. Sie ist viel in Unternehmen unterwegs und vermittelt die Bedeutung von seelischen Prozessen im beruflichen Kontext. Sie versucht Psychologie so kompakt wie möglich zu den Menschen zu bringen, damit sie es gut verstehen und anwenden können.

Glücklicher Mann springt durch eine Wiese

Zum Einstieg gab Annegret einen knackigen Überblick zum Thema “Resilienz”. Diesen möchte ich Euch hier zusammenfassen:

Mit Resilienz sind Mechanismen gemeint, die sich Menschen angewöhnen, um Krisen zu bewältigen. Welche Mechanismen das konkret sind, hängt von den Krisensituationen ab, die sie in ihrem Leben erlebt haben, und dem, was sie von ihren Eltern gelernt haben.

Neue Mechanismen zur Krisenbewältigung entstehen aus der Reflexion des eigenen Verhaltens in Krisen, nachdem sie stattgefunden haben. Diese inhaltliche Reflexion und der seelische Prozess können dazu führen, dass Menschen selbstbewusster werden und darauf vertrauen, dass sie Krisen positiv bewältigen können. Annegret berichtete davon, dass bei manchen Feuerwehren alle Situationen einer bestimmten Schwere im Nachgang mit diesem Ziel reflektiert werden. Vielleicht sollten wir uns das als UX-Professionals abschauen. Die bewusste Reflexion der Krisenbewältigung kann auch uns UX-Professionals helfen, resilienter zu werden.

Resilienz beginnt damit, dass man sich selbst spürt – sowohl den Körper als auch die Gefühle. In der heutigen Welt muss man funktionieren, auch wenn es einem nicht gut geht. Es kann dann passieren, dass man nicht mehr auf sich selbst hört und Schmerzen ignoriert. Das geht bis zu einer gewissen Grenze gut. Wird diese überschritten, kann es passieren, dass Menschen in die Burnout-Spirale abrutschen.

Ein weiterer Schritt zu mehr Resilienz ist, sich damit zu beschäftigen, welche Arten der Krisenbewältigung man biographisch als Kind gelernt hat. Das prägt das eigene Verhalten, es entweder genauso oder komplett anders zu machen. Ein bewusster Umgang damit, welche Mechanismen man von “Hause aus” mitbekommen hat, ist wesentlich für Resilienz.

Annegret beschrieb dann die wesentlichen Mechanismen der Resilienz:

Radikale Akzeptanz
Es ist wichtig sich klar zu machen, was man beeinflussen kann und was nicht. Das, was man nicht beeinflussen kann, sollte man radikal akzeptieren. Das bedeutet nicht, dass man es gleichzeitig und zwingend gutheißen muss. Es geht darum die Kräfte auf das zu lenken, was man beeinflussen kann und nicht in einen Ohnmachtsmechanismus zu verfallen.

Optimismus
Die Art und Weise, wie man Dinge bewertet, beeinflusst die Resilienz. Im extremsten Fall werden Dinge illusioniert, also durch eine rosaroten Brille betrachtet, oder katastrophisiert. Weder das eine noch das andere ist hilfreich. Ein gesundes Mittelmaß mit der positiven Grundeinstellung, dass man es schaffen wird, ist der bessere Weg.

Selbstwirksamkeit
Menschen macht es glücklich, wenn sie sich selbst als wirksam erleben. Für mehr Resilienz ist es hilfreich, sich bewusst zu machen, wo man wirksam war.

Selbstfürsorge
Die Zeiten sind hektisch. Da ist oft keine Zeit für Selbstfürsorge. Resilienz erfordert das jedoch. Man muss sich bewusst machen, wie man für sich sorgt. Es hilft sich klar zu machen, was Kraft gibt bzw. was Kraft nimmt – körperlich, gefühlsmäßig und gedanklich.

Beziehungen & Bindungen gestalten
UX-Communities sind ein gutes Mittel, um UX-Professionals resistenter zu machen. Sie kann für stabile Verbindungen sorgen, die wiederum für Resilienz sorgen. Da kann schon eine einzige stabile Verbindung Wunder wirken. Gute Communities sorgen dafür, dass sich Menschen vertrauen, Spaß miteinander haben, sich gegenseitig unterstützen und Verbindlichkeit erleben. Gemeinsame Erlebnisse helfen dabei, Beziehungen zu stärken. Dazu müssen sie aber zum Team passen. Manchen Teams genügt ein gemeinsames Abendessen, andere gehen in den Escape Room und wieder andere brauchen aufregendere Erlebnisse.

“Menschen bleiben wegen der Bindung. Sie gehen, wenn sie gekränkt werden.”

Annegret Lohse

Zielorientierung
Ziele machen Menschen resilient. Es ist sehr hilfreich zu wissen, wofür man etwas tut, wohin man möchte und was das Herzensanliegen dabei ist. Das gibt sehr viel Kraft in der Krisenbewältigung.

Vielen Dank, Annegret, für das Teilen Deiner Kenntnisse und die spontane Beratung zu konkreten Fragen. Vielen Dank an alle Teilnehmenden für die spannende Diskussion. Und ein dickes Dankeschön an unsere Sponsoren cxomni, Ergosign und UX&I für die Unterstützung.

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