Stephanie Weber gab in ihrer Keynote “Discovering My Path: Wie ich durch und mit UX persönlich und beruflich gewachsen bin” persönliche Einblicke in das, was sie in ihrer Laufbahn als UXler:in gelernt hat. Das erzählte sie u.a. anhand von Erlebnissen aus der Zeit, als sie in Kolumbien lebte. Es war eine sehr persönliche Geschichte, die ich in dieser Zusammenfassung gar nicht so richtig wiedergeben kann.
Ich werde mich daher auf Stephanies Glaubenssätze und ihre persönlichen Erkenntnisse dazu konzentrieren. Diese waren:
- Ich kann mein Leben planen
- Ich bin UX-Professional, wenn ich die UX-Methoden aus dem Lehrbuch kann.
- Als UX-Professional zeichnet mich Empathie für Nutzer:innen aus.
- Ich kann nie genug kommunizieren.

Ich kann mein Leben planen.
Zu Beginn ihrer Karriere ging sie davon aus, dass das Leben planbar ist. Man müsse nur die richtigen Dinge zur richtigen Zeit tun, um erfolgreich zu sein. Aber das wirkliche Leben hält viele Überraschungen bereit. Man kann so viel planen, wie man will. Am Ende kommt es oft anders als geplant. Und, am Ende ist es meistens gut so.
Wir UXler:innen haben das richtige Handwerkszeug in der Hand, um mit jeder Wendung erfolgreich umgehen zu können: Empathie, intrinsische Motivation, Neugier und Leidenschaft. Dieses Handwerkszeug ist der Schlüssel.
Heute nimmt sie das Leben, wie es kommt und macht das Beste daraus. In jeder Veränderung oder unvorhergesehenen Wendung liegt eine Chance, die man nur ergreifen muss.
Ich bin UX-Professional, wenn ich die UX-Methoden aus dem Lehrbuch kann.
In der Ausbildung kommt man leicht zu dem Schluss, dass man ein:e echte:r UXler:in ist, wenn man UX-Methoden und Begriffe aus dem Lehrbuch kennt. In Wirklichkeit ist die Wirkung von UX-Methoden jedoch sehr kontextabhängig. Einige UX-Methoden funktionieren in einem Unternehmen und in einer Situation sehr gut. Das heißt aber nicht, dass sie in jedem Unternehmen und in jeder Situation funktionieren.
Damit man als UXler:in erfolgreich wirken kann, sollten die UX-Methoden an den Unternehmenskontext und die konkrete Situation angepasst werden. Letztlich ist es nicht entscheidend, ob die Methoden genau so angewendet werden, wie sie im Lehrbuch beschrieben sind. Entscheidend ist, ob die gesetzten Ziele erreicht und die bestehenden Fragen beantwortet werden können.
UXler:innen sollten aus der UX-Blase rausgehen, die eigenen Methoden selbstkritisch hinterfragen und die Menschen empathisch da abholen, wo sie sind. Es ist gut, viel zu fragen und zu hinterfragen. Methodisches Wissen und ein tiefes Verständnis des Kontextes sind die Basis. Oft ist es die eigene Intuition bzw. das Bauchgefühl, das den richtigen Weg weist. Eine gute Herangehensweise ist es, alles als Hypothese zu verstehen und mit Hilfe von Experimenten, z.B. auf Basis von Low Fidelity, zu überprüfen, ob man richtig liegt.
“Machen was nötig und wirksam ist, anstatt dass, was im Lehrbuch steht.”
Stephanie Weber
Als UX-Professional zeichnet mich Empathie für Nutzer:innen aus.
Zu Beginn dachte Stephanie, dass UXler:innen sich auf die Bedürfnisse der Nutzer:innen fokussieren müssten. Aber das ist nur ein Teil der Wahrheit. UXler:innen sollten sowohl Empathie für Nutzer:innen als auch für Kolleg:innen haben. Um im Unternehmen erfolgreich agieren zu können, sollten sie die Verhaltensweisen der Kolleg:innen verstehen und lernen, damit umzugehen. Sie sollten verstehen, welche Bedürfnisse die Kolleg:innen haben, worauf sie als UXler:innen Einfluss haben und akzeptieren, was sie nicht ändern können.
Bei der Zusammenarbeit im Unternehmen spielen nicht nur fachliche Aspekte eine Rolle. Es ist wichtig, auch auf die menschlichen bzw. emotionalen Aspekte zu achten. Dabei hilft es, positiv auf die Menschen im Unternehmen zuzugehen. Eine positive Grundeinstellung ist die beste Basis für eine gute Zusammenarbeit. Das gilt auch, wenn es sich manchmal so anfühlt, als ob die Kolleg:innen etwas gegen UX haben. In den meisten Fällen gibt es andere Gründe, warum eine Person sich gerade nicht mit dem Thema auseinandersetzen kann. Manchmal sind es die eigenen beruflichen Themen und Ziele. Manchmal sind es aber auch ganz profane menschliche Dinge, wie eine schlechte Nacht oder private Sorgen, die die Menschen mehr beschäftigen.
Wir können nie genug kommunizieren.
Früher war sie überzeugt, dass Überkommunikation der richtige Weg ist, um UX zu kommunizieren. Aber in der Praxis hilft es nicht immer viel zu sprechen.
Um UX im Unternehmen zu kommunizieren, hat sie vieles versucht. Sie hat UX-Newsletter verschickt, High-End-Prototypen für das Management erstellt, spezielle Showcase-Termine für CX organisiert, internes Marketing betrieben und ein Testing-Coffee angeboten. Letztlich wurden damit aber vor allem Leute angesprochen, die sich ohnehin schon für UX interessierten. Die größte Wirkung erreichte sie auf diesen Wegen:
- Plakative Aufbereitung von UX-Themen, die auf vielen Wegen begeistern und alle Sinne der Zuhörer:innen ansprechen.
- Visionen gemeinsam mit anderen Organisationseinheiten entwickeln.
- Erklärvideos statt Powerpoint-Schlachten.
Heute weiß sie, dass es ist wichtiger ist, die Botschaften auf die Zielgruppe auszurichten und gezielt an diese heranzutragen. Aus dem Glaubenssatz wurde, “Wir können nie gezielt genug kommunizieren.”.
Dazu ist es notwendig die Sprache der Stakeholder zu erlernen und die UX-Begriffe verständlich anzupassen. UXler:innen sollten Lernen, was Stakeholder umtreibt und entsprechend kommunizieren.

Ausblick
Zum Abschluss warf Stephanie noch einen Blick in die Zukunft. In manchen Unternehmen gibt es aktuell Stellenabbau und die Zukunftssicherheit scheint in Frage gestellt. Die Veränderungen durch künstliche Intelligenz verschärfen das zusätzlich.
Sicher ist, dass es weiterhin viele Veränderungen geben wird. Wenn wir es aber schaffen diese neuen Herausforderungen zuallererst mal als Chance zu sehen und wir uns auf unsere Superkräfte Empathie, Neugier und Leidenschaft besinnen, dann werden wir etwas daraus machen können
Vielen Dank
Vielen Dank, Stephanie, für Deine Einblicke. Deine Keynote war ein echtes Highlight auf dem UX-Reifegrad-Barcamp “Dreamer” 2023.