UX Professionals an die Macht: Diskussion über die Kompetenzen von UX Führungskräften #muc2021

Schöner Titel, gelle 🙂 Stimmt, ist ein bisschen reißerisch, aber dem Thema angemessen. Ich habe auf der Mensch und Computer 2021 das UX Blog-Kompetenzmodell für UX Führungskräfte zur Diskussion gestellt. Konkret ging es mir dabei um die Frage, ob mehr UX Professionals in Führungspositionen wechseln sollten und welche Kompetenzen dafür notwendig sind.

Sollten mehr UX Professionals in Führungspositionen wechseln?

Die Antwort war eindeutig: Ja. Die Wirtschaftswelt verändert sich aktuell so schnell wie noch nie. Und, das liegt nicht an COVID. Die Pandemie war nur ein Beschleuniger, nicht aber der eigentliche Auslöser.

Die zunehmende Veränderungsgeschwindigkeit kommt zum einen daher, dass die Innovationen nicht mehr so stark von Hardware getrieben werden. Software hat die Rolle als innovationstreibende Kraft übernommen. Dadurch haben sich Entwicklungszyklen und Amortisation-Zeiträume sehr stark verkürzt. Waren in der Vergangenheit 10-20 Jahre normal, so haben sich diese Zeiträume heute auf 5-10 Jahre im B2B-Sektor verkürzt. Im B2C-Geschäft kann man froh sein, wenn es noch 5 Jahre sind. In manchen Bereichen müssen Unternehmen schon länger mit 2 Jahren und weniger auskommen.

Zum anderen ist da die Digitalisierung. Schon vor COVID wurde viel digitalisiert. Einfach weil es günstiger, vorteilhafter oder notwendig war. Für manche Aufgaben finden sich schlicht keine Menschen mehr, die sie übernehmen wollen. Durch COVID ist die Geschwindigkeit der Digitalisierung über Nacht explodierte. Es gibt kein Zurück mehr.

Was mich aber noch viel mehr beschäftigt, sind die Veränderungen bei den Kundenerwartungen und -bedürfnissen. Wir erleben Unternehmen, die mit der Fokussierung auf die (Über-)Erfüllung von Bedürfnissen und Erwartungen sowie der immensen Investitionsbereitschaft ganze Industrien umkrempeln. Die Zeit in der einige Unternehmen heute vom Start-Up zum Unicorn werden, ist atemberaubend. Das hat einen großen Einfluss auf die Erwartungen von Menschen. Dinge, die vor 5 Jahren noch in Ordnung waren, sind heute nicht mehr akzeptabel. Das macht auch vor B2B-Produkten nicht halt. Nutzer*innen von B2B-Produkten weisen auf Produkte und Dienstleistungen aus dem B2C-Bereich und fragen berechtigt, warum es dort so viel besser ist.

Kurzum: Die Wirtschaftswelt verändert sich so schnell wie noch nie. Führungsteams von Unternehmen benötigen heute zusätzliche Fähigkeiten, um erfolgreich zu bleiben. Methoden, Vorgehensweisen und Ansichten aus der klassischen BWL haben sicher noch ihrer Berechtigung. Sie müssen aber durch mehr Beweglichkeit bei der Lösungssuche, Menschzentriertheit und Empathie ergänzt werden. Es genügt dafür nicht Manager*innen auf Design Thinking-Schulungen zu schicken. Es braucht Menschen, die diese Aspekte verinnerlicht haben und im Ringen um das Wachstum des Unternehmens überzeugend vertreten können. UX Professionals bringen diese Fähigkeiten durch ihre Ausbildung und Praxis mit. Sie sind eine ideale Ergänzung für bestehende Führungsteams, wenn sie über die nötigen Führungskompetenzen verfügen.

Welche Kompetenzen benötigen UX Führungskräfte?

Die aktuelle Version des Kompetenzmodells umfasst die Kompetenzen:

  • Menschliche Erlebnisse verstehen
  • Produkte und Service gestalten
  • Dich selbst führen
  • Begeisternd kommunizieren
  • Menschen einschätzen und entwickeln
  • Andere führen
  • Netzwerke nutzen
  • Strategien entwickeln und umsetzen
  • Organisationen entwickeln und umsetzen
  • Unternehmenspolitik erkennen und nutzen
  • Betriebswirtschaftliche Zusammenhänge erkennen
  • Das eigene Unternehmen kennen
  • Mit Dienstleistern arbeiten

Aus der Diskussion nehme ich mit, dass diese Kompetenzen im Wesentlichen passen. Gefehlt hat den Teilnehmer*innen noch der Aspekt der Empathie. Empathie für Mitarbeiter*innen und Kund*innen kommt im aktuellen Modell zu kurz. Das werde ich in der kommenden Version noch ergänzen.

Ansonsten haben wir viel über darüber diskutiert, was es für UX Professionals bedeutet, wenn sie den Schritt in Führungspositionen wagen. Der Wechsel auf die Führungsebene bedeutet in jedem Fall den Verlust von Fachlichkeit. Es kommen neue Aufgaben und Verantwortungen hinzu. Diese lassen es oft nicht mehr zu, dass UX Führungskräfte sich aktiv an der Gestaltung beteiligen. Einige Teilnehmer*innen berichteten auch davon, dass sie Schwierigkeiten haben, sich in die bestehende Führungsebene zu integrieren. Beweglichkeit und Experimentierfreudigkeit werden dort manchmal spontan als Schwäche ausgelegt oder als Bedrohung gesehen. Hier heißt es durchhalten und trotz der Hindernisse diese Aspekte in die Führungsarbeit einbringen. Es braucht Zeit, bis sich BWL-Profis und Experience Professionals annähern.

Und natürlich ging es auch um die Frage, wie man Führungskraft mit Schwerpunkt UX werden kann. Ein Teilnehmer empfahl sich dabei nicht nur auf Expertenlaufbahnen zu konzentrieren. Als UX Professional kann man auch über andere Pfade, wie z.B. fachliche Führung als PO, den Weg in Richtung Führung finden. Eine weitere Empfehlung für angehende UX Führungskräfte, die wir leider nicht mehr ausdiskutieren konnten, war Mentoring.

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