Musik und User Experience (UX) – zwei Welten, die auf den ersten Blick wenig miteinander zu tun haben. Judith Hohendorff, UX Research Lead bei New Work SE, zog in ihrer Keynote auf dem UX-Leadership-Barcamp „Newcomer“ Parallelen zwischen den Prinzipien des Songwritings und der Führungsarbeit im UX-Research. Die wichtigsten Erkenntnisse ihrer 10-jährigen Erfahrung fasste sie in klaren Empfehlungen zusammen, für die sie die Metapher des Akkords wählte.
Der erste Akkord – Mit dem richtigen Songtext in den Dialog gehen
Für Judith ist Dialog mehr als nur ein Austausch von Informationen: Er schafft Nähe und Vertrauen. Offenheit und Ehrlichkeit spielen dabei eine Schlüsselrolle. Sie erklärte:
„Ich habe mich bei meinem ersten Auftrag einfach hingestellt und gesagt: ‚Ich mache das zum ersten Mal mit euch. Ich bin gut vorbereitet, aber ich weiß nicht alles.‘ Diese Ehrlichkeit hat eine Bindung geschaffen, die zu nachhaltigem Vertrauen geführt hat.“
Ein weiteres Beispiel verdeutlicht die Kraft von Transparenz: Selbst wenn ein Projekt schiefläuft, sei klare und ehrliche Kommunikation entscheidend. Diese Offenheit stärkt nicht nur Beziehungen, sondern sorgt dafür, dass andere anfangen, positiv über einen zu sprechen – ein unschätzbarer Multiplikator für Vertrauen.
Dialog bedeutet auch, präsent zu sein und sich eine Bühne zu suchen, die für einen selbst richtig ist. Nicht jeder fühlt sich wohl dabei, vor großen Gruppen zu sprechen, und das ist völlig in Ordnung. „Wichtig ist, sich die Bühne zu suchen, die zu einem passt“, so Judith. Das könnte ein Blogpost sein, ein kurzes Video oder eine kleine interne Präsentation im Team.
„Ich muss nicht selbst im Mittelpunkt stehen, um präsent zu sein. Manchmal ist es viel wirkungsvoller, eine Bühne für andere zu schaffen, damit sie glänzen können.“
Dieses Verständnis von Präsenz fördert nicht nur die eigene Sichtbarkeit, sondern auch die Wertschätzung für das Team.
Der zweite Akkord – mit Refrain und Routinen den richtigen Rhythmus setzen
Routinen geben Sicherheit und fördern die Zusammenarbeit. Judith betonte, wie wertvoll regelmäßige Formate wie Feedback-Sessions oder User-Feedback-Coffees sind:
„Diese Formate schaffen nicht nur eine Bühne für UX-Research, sondern erleichtern den Kolleg:innen auch die Zusammenarbeit, weil sie wissen, was sie von uns erwarten können.“
Dabei hob sie hervor, dass Routinen nur dann funktionieren, wenn sie mit dem Takt des Teams synchronisiert sind. „Es bringt nichts, Prozesse durchzudrücken, die nicht im Einklang mit den Quartals- oder Sprintplänen der Kolleg:innen stehen“, so Judith. Das bedeute auch, seine UX-Arbeit den Abläufen der anderen anzupassen, um mit ihnen im Takt zu schwingen.
Der dritte Akkord – Mit Band-Verbündeten gemeinsam statt einsam
Musik entsteht oft gemeinsam mit einer Band. Auch im UX-Research ist Erfolg selten ein Solo-Projekt. Judith ermutigte, aktiv nach Verbündeten zu suchen:
„Es hilft, Entwicklungsteams nicht nur während der Produktentwicklung zu begleiten, sondern auch nach dem Launch im Gespräch zu bleiben. Das zeigt Interesse und sorgt dafür, dass man nicht in Vergessenheit gerät.“
Ein weiterer Tipp: UX-Research greifbar machen, gerade in Phasen mit knappen Budgets. Hier sei Kreativität gefragt, um Projekte ins Rollen zu bringen und Unterstützung zu gewinnen.
Zur Zusammenarbeit gehöre auch, Erfolge zu teilen. Judith machte klar, wie wichtig es ist, Erfolge sichtbar zu machen – nicht nur für sich selbst, sondern auch für das Team. Dabei gilt es, die Erfolgssprache der Kolleg:innen zu sprechen:
„Wir müssen nicht nur unsere eigenen Usability-Metriken kennen, sondern auch die KPIs und Zahlen der anderen Abteilungen verstehen und sprechen können.“
Dieser Ansatz verbindet UX-Research enger mit den Zielen des Unternehmens und schafft ein gemeinsames Verständnis für Erfolg.
Der vierte Akkord – Mutig loslegen, wenn der Auftritt kommt
Irgendwann kommt der Moment des großen Auftritts, in dem UX-Professionals ins kalte Wasser springen. Dabei motivierte Judith die Teilnehmenden, neue Ansätze einfach auszuprobieren – mit Bedacht:
„Ich möchte allen Mut zusprechen, Dinge zu probieren. Aber das heißt nicht, unvorbereitet loszulegen. Gute Vorbereitung verhindert, dass wir im Research unnötigen Mist messen.“
Mit diesen Worten schloss Judith ihre Keynote und hinterließ das Publikum inspiriert und voller Ideen, wie sie die „4 Akkorde für UX-Hits“ in ihren Alltag integrieren können.
Danke an Judith und unsere Sponsoren
Ein großes Dankeschön an Judith Hohendorff für Deine gesammelten Erkenntnisse und Führungserfahrungen. Ebenso möchten wir unseren Sponsoren cxomni, ReSight Global, Changitors | UID und wir-senden-das.de für ihre Unterstützung danken, die das UX-Leadership-Barcamp möglich gemacht haben.